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Ort: Ingelheim
Lokal • 8. Februar 2017

Klimaschutz - das bedeutet es für die Stadt

Am 14.09.2009 hat sich der Stadtrat das Ziel gesetzt, Ingelheim zur Null- Emissionsstadt zu entwickeln, erneuerbare Energien einzusetzen und die Produktion von klimaschädlichen Stoffen zu vermeiden. Hierzu wurde in Zusammenarbeit mit der Transferstelle für rationelle und regenerative Energienutzung in Bingen (TSB) ein Klimaschutzkonzept erarbeitet. Darauf aufbauend wurde ein Klimaschutzteilkonzept für den Bereich der "Anpassung an die Folgen des Klimawandels" entwickelt; dies bedeutet neben der Ist-Analyse, auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit Anpassungsstrategien zu entwickeln, um den zu erwartenden Folgen des Klimawandels zu begegnen.

Ingelheimer Marktplatz hat Patrick Cisowski, Klimaschutzmanager der Stadt Ingelheim, zum Klimaschutz befragt. Kommunaler Klimaschutz-manager, dieses Amt ist neu und wird staatlich gefördert. Erst 400 Klimaschutzmanager sind in Deutschlands Städten und Landkreisen unterwegs. Für Ingelheim ist Patrick Cisowski (28) seit April 2014 in Sachen Klimaschutz tätig.

Herr Cisowski, Sie sind nun ein gutes Jahr in der Verwaltung der Stadt Ingelheim. Wie fühlen Sie sich als Klimaschutzmanager der Stadt Ingelheim?

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Im ersten Jahr meiner Tätigkeit als Klimaschutzmanager der Stadt war es wichtig, mich zu orientieren, mich mit der Stadt, den Menschen und den Unternehmen vertraut zu machen. Auch musste ich herausfinden, wo die Bedürfnisse liegen und was umgesetzt werden kann. An viele Abläufe in der Kommune muss ich mich erst gewöhnen. Zum Beispiel ist meine Tätigkeit dem Bauamt zugeordnet, sie überlappt sich jedoch mit verschiedenen Ressorts von Umwelt bis Wirtschaft. Da muss man sich erst einmal informieren, schauen, wer offen ist für Neues, auch innerhalb der Kommune. In einer Stadt kann man Klimaschutz zwar nicht binnen weniger Jahre umsetzen, aber in vielen Bereichen können zumindest die Weichen gestellt werden.

Welche Teilziele wurden auf dem Weg zur Null-Emissionsstadt bis Ende des Jahres 2014 zum Thema Klimaschutz gesetzt und auf welche Erfolge können Sie seitdem zurückblicken?

Klimaschutz kann man nicht in einzelne Ziele teilen. Vielmehr ist es ein kontinuierlicher Prozess, der stetig weitergeführt wird. In dem Klimaschutzkonzept der Stadt Ingelheim wurden mehr als 70 Einzelmaßnahmen erarbeitet; daraus gilt es Schwerpunkte zu setzen. Einige Teilkonzepte laufen schon länger, zum Beispiel die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED. Dieses Projekt ist bereits fast umgesetzt, obwohl die herkömmlichen Lampen nur ersetzt werden, wenn sie kaputt gehen. Klimaschutzmaßnahmen in den Bereichen Haushalte und Mobilität erzielen die größten positiven Effekte in Bezug auf die CO2-Emissionen. Das Förderprogramm der Stadt, das zurzeit weiterentwickelt wird, unterstützt solche Maßnahmen.

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In Sachen Klimaanpassung ist Ingelheim neben Speyer Vorreiter in der Region und arbeitet an einer Art Checkliste für Baumaßnahmen. Was ist bei der Ausweisung eines Baugebietes oder einer Gebäudesanierung bezüglich der Klimawandelanpassung zu beachten? Beschattung, verbaute Materialien oder Dach- und Fassadenbegrünung sind wichtige Themen. Bei Neubauten wird angestrebt, möglichst energieeffizient zu planen.

Im Bereich Mobilität wurde das Teilkonzept „klimafreundliche Mobilität“ erarbeitet. Dieses soll aufzeigen, wo es Einsparpotenziale in diesem Bereich gibt, wo die Schwerpunkte liegen, um effizient Energie zu sparen, wie zum Beispiel im motorisierten Individualverkehr. Aber auch mit einer guten Öffentlichkeitsarbeit gilt es, für den Klimaschutz zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, selbst zu einem besseren Klimaschutz beizutragen, wie zum Beispiel, dass man mit dem Bus klimafreundlich unterwegs sein kann und das Auto öfters stehen lässt.

Welche weiteren Maßnahmen kann die Stadt Ingelheim in den nächsten Jahren zur Erreichung des Titels „Null-Emissionsstadt“ vorantreiben?

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Es gibt einige Maßnahmen, die die Stadt Ingelheim in nächster Zeit umsetzen wird. Der ÖPNV soll zum Beispiel durch attraktive Verbindungen, Taktfrequenzen und Preisgestaltung gestärkt werden und es wird geprüft, ob ein Umstieg der Busse auf Elektroantrieb lohnt. Auch hat die Stadt Ideen ausgearbeitet, um den Bahnhof zu einer zentralen Mobilitätsstation weiterzuentwickeln, um direkt am Bahnhof einen Antrag zum Carsharing auszufüllen oder auch ein E-Bike oder ein Elektroauto ausleihen zu können. Dies bedeutet, dass die Besucher der Stadt in Zukunft vielleicht vom Bahnhof aus mit dem E-Bike oder dem Elektroauto die Stadt erkunden können. Auch in den Stadtteilen wird nach zentralen Plätzen und Anlaufstellen gesucht, um dort Mobilitätsstationen zu errichten. Dies sind zum Beispiel Abstellanlagen für Fahrräder oder Carsharing-Fahrzeuge, die man statt dem eigenen Fahrzeug nutzen kann, um Energie und Geld zu sparen. In dieser Hinsicht ist klar ein Trend zu beobachten. Anders als früher, als der „Sprössling“ noch ein eigenes Auto zum 18. Geburtstag bekommen musste, tendieren die jungen Leute eher zum Teilen und legen auf andere Dinge mehr Wert, das eigene Auto gehört nicht mehr dazu. Wenn die Infrastruktur vorhanden ist, ist es wichtig, die Bürger und Firmen einzubeziehen und die Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Bürger, Gäste, Firmen und deren Mitarbeiter die Mobilitätsstation nutzen können, Einsparpotenziale zu erkennen und Energie einzusparen.

Eine weitere Maßnahme ist das Neubürgerpaket, das ein Pilotprojet der Verbraucherzentrale mit mehreren Städten ist. Die Stadt Ingelheim hat im Jahr ca. 1000 Neubürger, das ist eine ganze Menge für eine Stadt mit ca. 26000 Einwohnern. Die Verbraucherzentrale hat dazu einen Leitfaden entwickelt, wie man eine solche Maßnahme umsetzt. Dabei wird ein Paket geschnürt, das viele Fragen beantwortet, beispielsweise wo ich was in Ingelheim bekomme, wie der Müll getrennt wird, wo der Wochenmarkt ist oder, dass es einen Energieanbieter gibt, der 100 Prozent Ökostrom aus der Region (Windräder im Stadtwald) anbietet. Auch ein Busfahrplan wird beiliegen.

Wie kann sich der einzelne Bürger an diesem Ziel beteiligen und wie wird dieses Engagement von der Stadt Ingelheim gefördert?

In erster Linie gilt es, als gutes Beispiel voranzugehen und als Stadt selbst energiesparende Maßnahmen umzusetzen. Eine weitere wichtige Aufgabe des Klimaschutzmanagers ist es, zu informieren, um darauf aufmerksam zu machen, dass man vieles selbst tun kann, um Energie zu sparen. Zum Beispiel wissen viele nicht, dass das Wasserkochen mit dem Wasserkocher weniger Energie kostet als auf dem Herd und somit Geld einspart. Auch der Austausch in LEDLeuchten statt Halogenleuchten spart mehr Geld ein, als man glaubt.

Der Klimaschutzmanager knüpft dabei ein Netzwerk, um alle Bedürfnisse der Verwaltung, Politik, Bürger und Unternehmen kennen zu lernen und zu wissen, was wie umgesetzt werden kann und was dazu gebraucht wird. Die Wirtschaftsförderung veranstaltet regelmäßig einen Wirtschaftsstammtisch, an dem über die Angebote und Projekte informiert wird. Ingelheim hat ein Förderprogramm für Privatleute. Das Land bietet an, Unternehmen in Schnell- Checks auf Umweltverbesserungsmaßnahmen zu prüfen. Solche Angebote werden durch die Stadt vermittelt. Der Klimaschutzmanager ist somit vor allem in einer Vermittlerposition, er stößt Ideen an, die umgesetzt werden können.

Ingelheimer Marktplatz bedankt sich bei Patrick Cisowski für das Gespräch.

Weitere Informationen: ingelheim.de/klimaschutz, tsb-energie.de

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