Ärztliche Bereitschaftspraxis in Ingelheim vor dem Aus
Die Hiobsbotschaften bezüglich der gesundheitlichen Versorgung in Ingelheim reißen nicht ab: zuerst wurde das Ingelheimer Krankenhaus geschlossen, dann gab es keine notärztliche Versorgung mehr über Nacht und jetzt hat die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz beschlossen, die ärztliche Bereitschaftspraxis in Ingelheim zum 1. Januar zu schließen. Als vor drei Tagen der SWR zum ersten Mal darüber berichtete, wurde klar, dass nicht nur der Ingelheimer Standort betroffen war, sondern sechs weitere Bereitschaftspraxen in ganz Rheinland-Pfalz. Die Kassenärztliche Vereinigung beruft sich in ihrer Entscheidung auf ein Urteil des Bundessozialgerichtes. Danach besteht nun auch für freiberuflich tätige Ärztinnen und Ärzte Sozialversicherungspflicht. Das Urteil bedeute Kostensteigerungen, die nur durch die Schließung von Standorten aufgefangen werden könnten.
Oberbürgermeister Ralf Claus kündigte an, mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Kontakt zu treten, um etwaige Chancen zur Aufrechterhaltung der Ärztlichen Bereitschaftspraxis zu ermitteln. Insgesamt bezeichnete der Oberbürgermeister die Entwicklung als „Katastrophe“ - bereits vor drei Jahren habe man über die Schließung in Ingelheim debattiert. Daraufhin wurden zwar die Öffnungszeiten reduziert, aber das Angebot blieb für die Bevölkerung erhalten.
Was könnte diese Entscheidung für die Menschen in Ingelheim und in der Region bedeuten? Normalerweise geht man bei Krankheitssymptomen zu dem Hausarzt seines Vertrauens. Tritt die Krankheit jedoch außerhalb der Öffnungszeiten der Hausarztpraxis auf, so konnte man bisher die Ärztliche Bereitschaftspraxis, die ihren Standort im ehemaligen Krankenhaus hat, aufsuchen. Bei lebensbedrohlichen Krankheiten kann man sich an den Rettungsdienst oder tagsüber an den Notarzt wenden. Natürlich stehen in Notfällen auf die Notaufnahmen der Krankenhäuser bereit.
Derzeit klagen allerdings die Notaufnahmen über Überlastung, weil viele auch mit unspektakulären Krankheitsbildern die Notaufnahme aufsuchen. Möglicherweise wird sich dieser Trend noch fortsetzen, wenn die Ärztliche Bereitschaftspraxis geschlossen wird. Auch die Rettungsdienste dürften die Entscheidung zu spüren bekommen.
Bleibt zu hoffen, dass man in konstruktiven Gesprächen die Kassenärztliche Vereinigung noch zu einem Umdenken bewegen kann. Für alle Patientinnen und Patienten wäre das mehr als wünschenswert – auch für alle im Gesundheitswesen Tätigen.
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