Bestattungskultur im Wandel
Das menschliche Leben ist endlich. Und wenn es endet, stellt sich die Frage nach der angemessenen Form der Bestattung. Und die reduziert sich nicht bloß auf die grundsätzliche Überlegung „Erd- oder Feuer- bestattung?“. Fachliche Beratung bieten hier die Bestattungsunternehmen. Nachdem 1806 im preußischen Landrecht die Kommunalisierung des Bestattungswesens verankert wurde, etablierte sich mit 1810 mit der Einführung der Gewerbefreiheit der Beruf des Bestatters als Dienstleister für die Hinterbliebenen. Dabei unterliegt das Berufsbild des Bestatters einem steten Wandel – oder um es mit Reiner Sörries, von 1992 bis 2015 Leiter des Sepulkralmuseums in Kassel, zu sagen: „Bestattung ist ein kultureller Lernprozess.“
Dass Bestattungsformen schon immer einem Wandel unterworfen waren, lässt sich auch bei uns anhand zahlreicher Befunde ablesen. 1864 wurde in Ingelheim ein Gräberfeld aus der Jungsteinzeit entdeckt. Und gerade jetzt werden die Funde gezeigt, die bei der Grabungskampagne im Bereich der Rotweinstraße in einem Gräberfeld aus der Merowingerzeit zum Vorschein kamen. Und auch „unser“ Karl der Große hat seinen Beitrag zum Wandel der Bestattungskultur geleistet – durch ein Edikt, in dem er 785 die Feuerbestattung als heidnischen Brauch untersagte. Dieses Macht- wort sprach er allerdings nicht in Ingelheim – sondern in Paderborn. Erst 1963 mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erkannte die Katholische Kirche die Feuerbestattung als der Erdbestattung gleichwertig an! Auf uns heute reichlich makaber anmutende Bestattungsformen stößt man zum Beispiel im Herrschaftsbereich der Habsburger – die separate Beisetzung von Körper, Eingeweiden und Herz.
Auch das Wo der Bestattung wurde im Lauf der Zeit höchst unterschiedlich geregelt. So untersagten die „Zwölftafel-Gesetze“ in der Zeit der Römer bei uns jegliche Bestattungsform innerhalb einer Siedlung. Im Mittelalter hingegen war der Platz an oder in der Kirche die bevorzugte letzte Ruhestätte. In napoleonischer Zeit wurde diese Praxis – nicht zuletzt aus Hygienegründen – wieder geändert. Dass man auch vorher schon dem Aspekt der Hygiene Rechnung tragen musste, zeigen die vielerorts außer- halb der Siedlungen angelegten „Pest-Friedhöfe“. Und gerade jetzt wird eine neuerliche Änderung im Bestattungswesen diskutiert – nämlich die Aufhebung der Sargpflicht.
Wie sehen das wohl die Bestatter, die wir aus dem Fernsehen kennen? Ob Habedank („Friesland“) aus Verzweiflung eine Extraportion Hasch-Kekse knabbert? Oder ob Herr Toteberg und Frau Beckmann (Nord bei Nordwest“) sich dann doch lieber zur Ruhe setzen? Spaß beiseite – es empfiehlt sich auf jeden Fall, zu Lebzeiten klar festzulegen, wie man sich ganz persönlich den Umgang mit diesem allerletzten Abschnitt seines irdischen Daseins vorstellt. Das ist auch im Interesse derer, die Ihre „letzte Reise“ umsetzen.






