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Gemüse & Obstfibel • 18. Mai 2018

Die Ackerbohne

Zwischen Delikatesse und Viehfutter

Als Archäologen vor einigen Jahren Ausgrabungen in einer steinzeitlichen Siedlung bei Nazareth in Israel vornahmen, stießen sie auch auf die verkohlten Überreste uralter Mahlzeiten. Vor rund 8000 Jahren hatten dort Menschen untern anderem die Samen einer Pflanze gegessen, die noch heute auf unserem Speiseplan steht: Die Ackerbohne (Vicia faba). Ob diese ersten Bauern der Menschheit die Bohnen bereits kultiviert oder wild wachsende Exemplare gesammelt haben, lässt sich nicht mehr sagen. In jedem Fall begann im Vorderen Orient der Siegeszug der Ackerbohne, der erst durch die Wiederentdeckung Amerikas tausende Jahre später gebremst wurde.

Die Ackerbohne trägt zahllose Namen. Man kennt sie auch als Saubohne oder Schweinsbohne, als Fava- oder Faberbohne, Dicke oder Große Bohne, Pferdebohne, Viehbohne und Puffbohne. Botanisch gesehen ist sie allerdings gar keine Bohne, sondern gehört zur Gattung der Wicken innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Die heute in Europa häufiger verwendete Gartenbohne oder Grüne Bohne (Phaseolus vulgaris) ist sozusagen die „wahre Bohne“.

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Zum Viehfutter degradiert

Die Grüne Bohne war es auch, die nach ihrer Einführung aus Übersee ab dem 17. Jahrhundert den Anbau der Ackerbohne in den meisten Regionen Europas verdrängte. Bis dahin stellten Dicke Bohnen vor allem im Mittelalter neben anderen Hülsenfrüchten wie Linsen und Erbsen die wichtigste Proteinquelle der Menschen dar. Durch den Konkurrenten aus der Neuen Welt verdrängt, wurde sie vielerorts nur noch als Viehfutter genutzt.

Im manchen Gegenden haben sich traditionelle Gerichte trotzdem gehalten: In Westfalen und im Rheinland sind Dicke Bohnen mit Speck nach wie vor beliebt. Im Bergischen Land gibt es sogar noch die „Decke Bunnen Kirmes“. Im thüringischen Erfurt, wo Ackerbohnen wegen der günstigen Böden von jeher gut gediehen, brachten sie es unter dem Namen Puffbohne sogar zum Stadtmaskottchen. Gebürtige Erfurter nennt man daher heute noch „Erfurter Puffbohne“.

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In Frankreich eine Delikatesse

Während die Ackerbohne also hierzulande eher ein regionales Schattendasein fristet, ist sie in Frankreich eine begehrte Delikatesse. Die Franzosen nennen sie Fèves und lieben ihre Dicken Bohnen heiß und innig. Vielleicht ist unseren Nachbarn der hohe Nährwert der Ackerbohne einfach bewusster, denn im Rahmen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sollte man nicht auf sie verzichten. Nur 100 Gramm der Hülsenfrüchte enthalten rund 80 mg Vitamin C und decken so bereits unseren Tagesbedarf dieses lebenswichtigen Vitamins.

Hinzu kommen wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen und Phosphor, außerdem B-Vitamine, Provitamin A und Folsäure. Folsäure, ein Vitamin aus dem B-Komplex, ist insbesondere während der Schwangerschaft von großer Bedeutung. Ein weiteres Argument für die Ackerbohne sind die zahlreichen Ballaststoffe. Sie kommen in unserer heutigen Ernährungsweise häufig zu kurz, helfen aber dabei, den Wert des so genannten „schlechten“ Cholesterins niedrig zu halten. Damit ist die Ackerbohne auch ein sinnvoller Bestandteil von Diäten, die auf eine reine Gewichtsabnahme abzielen.

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