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Gemüse & Obstfibel • 26. Juni 2017

Aprikosen - die kleinen Schwestern der Pflaume

Aprikosen – die kleinen Schwestern der Pflaume

In Rheinhessen kennt man sie auch unter der Bezeichnung Malete: die Aprikose. Die „kleine Schwester“ der Pflaume hat sogar einem Farbton seinen Namen verliehen. Dabei ist es gar nicht so einfach, die Farbe apricot zu beschreiben: Es gibt zahllose verschiedene Sorten Aprikosen, deren Farbtöne von einem hell leuchtenden gelb bis zu einem kräftigen orange reichen. Oft zeigt eine leicht rötliche Färbung auf der Sonnenseite der Frucht ihre Reife an. Botanisch gehört Prunus armeniaca zu den Steinobstgewächsen und ist sehr eng mit den Pflaumen verwandt. In ihrem wissenschaftlichen Namen verbirgt sich die vermutete Herkunft: Im Kaukasus-Gebirge in Armenien fand man bei archäologischen Ausgrabungen rund 4.000 Jahre alte Aprikosenkerne. In anderen Quellen werden auch China oder Indien als ursprüngliches Verbreitungsgebiet des kleinen Baumes genannt. In jedem Fall liebten offenbar schon die Menschen der Bronzezeit das himmlische Aroma der Aprikose.

Türkei ist Hauptanbaugebiet

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Auch Alexander der Große war von ihr angetan und brachte die Frucht aus Asien mit. Die Römer kultivierten sie in ihren Provinzen am Rhein. Mit den Spaniern kam die Aprikose schließlich über den Atlantik nach Amerika – und ist gewissermaßen ein Weltstar: Es gibt kaum eine Region auf der Erde, in der Aprikosen nicht bekannt wären. Das größte Anbaugebiet der Welt liegt aber im Osten der Türkei, am Oberlauf des Euphrat. Sage und schreibe 95 Prozent der in Europa gehandelten Dörr-Aprikosen werden dort geerntet und direkt an Ort und Stelle getrocknet. Besonders beliebt sind ‚Marillen‘ auch in Österreich, nicht nur wegen der berühmten Marillen-Knödel. Klassiker sind Konfitüren, Kompotte, Desserts und – nicht zu vergessen – Liköre und Hochprozentiges aus Marillen. Deftigen Gerichten aus Lamm oder Pute verleiht die Aprikose eine säuerlich-fruchtige Note. Ein sehr genügsamer kleiner Baum

Die weltweite Verbreitung hängt wohl auch damit zusammen, dass der Aprikosen-Baum sehr tolerant ist: Er kommt mit sandigen Böden sowie Hitze und Trockenheit zurecht, verzeiht aber auch frostige Nächte. Im Himalaya wird beispielsweise traditionell eine sehr kleine Sorte angebaut, die bis in Höhen von 4.000 Meter gedeiht. Frische Aprikosen aus einheimischem Anbau bekommt man bei uns ab Juli.

Während Aprikosen in China den Wunsch nach Kindern symbolisieren, galten sie in Europa lange Zeit als Aphrodisiakum. „Sucht Aprikos' ihm auf und Stachelbeer“, empfiehlt schon die Elfenkönigin Titania in William Shakespears Komödie „Ein Sommernachtstraum“. Ob die Steinfrucht wirklich einen Liebesrausch auslösen kann, darf bezweifelt werden. Sicher ist, dass sich unter der leicht pelzigen Schale eine Menge wertvoller Inhaltsstoffe verbergen: Vor allem Mineralien wie Kalium, Eisen, Kalium und Phosphor, aber auch Carotin, Vitamin B1, B2 und Vitamin C machen aus der Aprikose eine sehr gesunde Nascherei.

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Bei den im Kern enthaltenen Samen muss man zwischen den süßen Aprikosenkerne der Zuchtformen und den bitteren der Wildaprikosen unterscheiden. Aus den Kernen gewinnt die Süßwarenindustrie Persipan, eine dem Marzipan ähnliche Masse. Insbesondere die bitteren Aprikosenkerne enthalten relativ viel Amygdalin, einen Stoff, der die giftige Blausäure (Cyanid) abspalten kann. Weil das Amygdalin angeblich Tumorzellen abtötet, wird es oft in alternativen Krebstherapien angewandt. Für die angebliche Wirkung gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Nachweis. Institutionen wie das Bundesamt für Risikobewertung warnen davor, mehr als zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag zu verzehren.

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