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Gemüse & Obstfibel • 5. April 2017

Grünkohl - vom alten Griechenland bis nach Australien

Wenn der Frühling kommt, geht die Grünkohl-Saison zu Ende. Noch aber bekommt man das wohl typischste aller Wintergemüse auch frisch angeboten. Wer den Grünkohl liebt, sollte ihn also jetzt noch einmal genießen.

Grünkohl, botanisch brassica oleracea var. Sabellica, stammt wie alle Kohlsorten vom Wildkohl ab, den man noch heute im Mittelmeerraum und entlang der europäischen Atlantikküste finden kann. Sein Ursprung liegt wohl im antiken Griechenland, wo bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. ein krauser Blattkohl beschrieben wird. Die Römer nannten ihn Sabellinischen Kohl (daher die botanische Bezeichnung brassica Sabellica) und schätzten ihn als Delikatesse. Wer Grünkohl anbaute, konnte es im Römischen Reich zu einigem Wohlstand bringen. Nicht zuletzt galt Grünkohl in der Antike als Heilmittel: Hippokrates empfahl eine Brühe aus Kohlblättern gegen Husten und Heiserkeit. Griechen und Römer glaubten außerdem, dass Grünkohlsaft vermischt mit Gerstenmehl gegen Schlangenbisse helfe. In Italien ist noch heute der mit dem Grünkohl verwandte und geschmacklich sehr ähnliche Schwarzkohl (Cavalo nero) weit verbreitet.

Die „Friesische Palme“

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Spätestens im 16. Jahrhundert gelangte das Gemüse auch nach Deutschland. Das belegen Abbildungen in Kräuterbüchern dieser Zeit. Bald darauf brachten spanische, portugiesische, britische und niederländische Kolonialisten den Kohl auf den amerikanischen Kontinent und schließlich in die ganze Welt bis nach Australien. Heute finden sich typische Anbaugebiete daher nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika sowie Ost- und Westafrika.

Bei uns ist Grünkohl traditionell eher eine norddeutsche Angelegenheit. Hier wird er regional Braunkohl (Braunschweig, Magdeburg, Hildesheim und Bremen), Strunkkohl, Hochkohl, Winterkohl, Krauskohl oder einfach nur Kohl genannt. Die Friesen bezeichnen ihn gerne scherzhaft als „friesische“ oder „Oldenburger Palme“, in Ostwestfalen-Lippe gibt es entsprechend den Begriff „Lippische Palme“. Seit jeher streiten sich die Städte Bremen und Oldenburg um die Frage, wessen Spezialität der Grünkohl denn nun eigentlich sei. In Bremen lässt sich immerhin die älteste Tradition eines öffentlichen Grünkohlessens belegen: Die so genannte Schaffermahlzeit reicht bis in das Jahr 1545 zurück!

Delikatesse oder „Arme-Leute-Essen“?

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Die Geschichte des Grünkohls ist sehr wechselhaft. Geschätzte Delikatesse und Heilmittel im Altertum, später lange Zeit eher ein „Arme-Leute-Essen“. Und heute? Inzwischen ist Grünkohl wieder deutlich auf dem Vormarsch und erobert auch Regionen wie Süddeutschland oder die Schweiz und Österreich, wo er nie sonderlich beliebt gewesen ist. Und eines sollte man nicht vergessen: 100 Gramm frischer Grünkohl enthalten bemerkenswerte 105 Milligramm Vitamin C – etwa das Doppelte einer Zitrone. Da die traditionelle Zubereitung in einem Eintopf mit Kartoffeln oder als Beilage zu gepökeltem Fleisch, Kasseler oder Mettwurst eine möglichst lange Garzeit vorsieht, bleibt davon allerdings nur wenig übrig. Tatsächlich lässt sich Grünkohl aber auch leicht blanchiert als Salat verzehren. Auf diese Weise zubereitet hat man nicht nur etwas von den reichlich enthaltenen Mineralstoffen Kalium und Kalzium, sondern auch eine ordentliche Menge Vitamin C. Und die kann man im Winter schließlich gut gebrauchen.

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