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Gemüse & Obstfibel • 21. Juni 2018

Sellerie: viel mehr als Suppengemüse

Nur wenigen Menschen dürfte heute noch bewusst sein, dass Sellerie ein wahres Naturheilmittel ist. Für die meisten ist es eben ein Suppengemüse. Dabei galt die Pflanze jahrhundertelang als Medizin gegen verschiedenste Beschwerden. Der Echte Sellerie (Apium graveolens) gehört zur großen Pflanzenfamilie der Doldenblütler (Apiaceae). Die heute bekannten Kulturformen Knollensellerie, Staudensellerie und Schnittsellerie gehen auf eine Wildform zurück, die ursprünglich salzhaltige, sumpfige Standorte in den Küstengebieten des Mittelmeeres besiedelte. In Deutschland gilt wilder Sellerie als praktisch ausgestorben, während er zum Beispiel in West- und Zentralasien noch heute vorkommt.

Dem Sieger gebührte ein Selleriekranz Schriftlichen Überlieferungen zufolge nutzte man im Alten Ägypten schon vor rund 3000 Jahren wilden Sellerie als Heilpflanze. Auch die Griechen schätzten die Pflanze sehr - so sehr, dass Sieger bei sportlichen Wettkämpfen mitunter einen aus Sellerieblättern geflochtenen Kranz als Ehrung erhielten. Auch der Name Sellerie lässt sich auf die Antike zurückführen: Die Griechen nannten die Pflanze Selinon und bezogen sich dabei auf die sizilianische Stadt Selinunt am Fluss Selinus. In den ertragreichen und feuchten Ebenen dieses Flusses kultivierten die Griechen offenbar schon früh die essbaren Sellerie-Wurzeln. Auf alten Münzen aus Selinunt ist ein Sellerieblatt dargestellt.

Mit dem Untergang der antiken Welt verschwand auch der Sellerie – jedoch nur für kurze Zeit. Als Karl der Große am Beginn des 9. Jahrhunderts seine Liste mit Nutzpflanzen erstellte, die auf sein Geheiß hin in den Klostergärten angebaut werden sollten, war Sellerie selbstverständlich dabei. Jetzt wurde die Pflanze verstärkt als Heilmittel genutzt. Hildegard von Bingen bezeichnete ihn als magenreinigend, dem berühmten Arzt Paracelsus (1493/94 – 1541) galt er als Mittel gegen Blähungen, Harngrieß und stinkende Schweiße. Sellerie fand so auch Eingang in die Volksmedizin und wurde bei Verdauungsstörungen, Nierensteinen und sogar als Aphrodisiakum verwendet.

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Gut für den Magen

Unter den zahlreichen pharmazeutisch wirksamen Inhaltsstoffen im Sellerie ist vor allem Kalium hervorzuheben. Das Mineral ist für seine harntreibende Wirkung verantwortlich, die schon in der Antike bekannt war und bei Krankheiten wie Rheuma und Gicht hilfreich ist. Etwa 100 Gramm Sellerie enthalten zehn Prozent der empfohlenen Tagesdosis an Kalium. Auch die entzündungshemmende Wirkung des Sellerie ist bei rheumatischen Erkrankungen willkommen.

Für die schon von Hildegard erwähnte magenreinigende Wirkung gibt es heute eine wissenschaftliche Erklärung: Offenbar sind es die enthaltenen Polysaccharide, die den Magen besonders schützen. Sellerie gilt heute ganz allgemein als ein den Verdauungstrakt schützendes Antioxidans, das insbesondere die Magensäurebildung regulieren kann. Bei Magenbeschwerden kann daher ein Tee aus Staudensellerie helfen, die überschüssige Magensäure zu neutralisieren. Darüber hinaus wirkt Sellerie blutreinigend, kreislaufstärkend, menstruationsfördernd und nervenstärkend. Es ist vielleicht an der Zeit, einer uralten Heilpflanze zu ihrem Recht zu verhelfen und ihre Fähigkeiten wieder mehr zu nutzen.

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