DonnerstagDo., 28. März 2024
Ingelheim, 4 °C Heiter.
Copyright/Quelle Bilder:
Kultur • 17. Mai 2023

Bronzering mit eingravierten Buchstaben bei Ausgrabungen gefunden

Auf dem frühmittelalterlichen Gräberfeld an der Ingelheimer Rotweinstraße wird wieder archäologisch gegraben.

In einem Grab, angelegt vermutlich in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts wurden interessante Objekte freigelegt. Ein seltener silberner Ohrring mit eingehängter Silbersphäre könnte auf ein Frauengrab deuten. Doch es ist ein weiteres Objekt aus diesem Grab, das spannende Fragen aufwirft: ein massiver Siegelring aus Bronze, in den die gespiegelten lateinischen Buchstaben QSD eingeschnitten wurden. Die Initialen QSD stehen häufig für den lateinischen Satz „QUIS SICUT DEUS“, was sich mit „Wer ist wie Gott“ übersetzen lässt. Buchstaben, die sich auf das Christentum beziehen, sind in frühmittelalterlichen Zusammenhängen grundsätzlich selten. Der Ring könnte auch schon in der Spätantike angefertigt und ohne Kenntnis über die Bedeutung der Buchstaben im Mittelalter wiederverwendet worden sein. Als antiker Siegelring wäre er auch ohne christliche Deutung ein Hinweis auf den gesellschaftlichen Einfluss der verstorbenen Person. Allerdings wurden eine eiserne Gürtelschnalle und ein Beschlag aus demselben Grab mit einem Kreuz verziert, sodass ein christlicher Hintergrund denkbar bleibt. In jedem Fall ist der Ring ein herausragender singulärer Fund, für den bislang keine Vergleichsobjekte vorliegen.

Aufwändige Restaurierung von Metallobjekten

Metallfunde wie der Ring und die Eisenobjekte aus diesem Grab 422 gehen nach der Bergung zunächst in die Werkstatt des Restaurators Detlef Bach. Was dort geschieht, grenzt bisweilen an ein Wunder, denn insbesondere Funde aus Eisen sehen anfangs nach kaum mehr als einem rostigen Klumpen aus. Erst die aufwändige Restaurierung bringt Oberflächen mit kunstvollen Verzierungen wieder ans Licht.

Archäologische Bodenfunde aus Metall werden zunächst einer Röntgenuntersuchung mit verschiedenen Belichtungszeiten unterzogen. Viele Objekte können erst dadurch überhaupt identifiziert, bei anderen mögliche Verzierungen erkannt werden. Auch Herstellungstechniken lassen sich beim Durchleuchten nachvollziehen und der Grad der Korrosion einordnen. In einem zweiten Schritt müssen insbesondere Metalle, aber auch andere Materialien wie z. B. Glas, konserviert werden. Andernfalls würden sie einfach weiter korrodieren und bald zerfallen. Korrosionsvorgänge werden durch Salze aus dem Boden (Streusalze, Dünger) und durch Feuchtigkeit und Sauerstoff verstärkt. Daher wird versucht, die Salze durch Lagerung in basischen oder ph-neutralen Lösungen weitgehend aus dem Metall zu entfernen. Wenn die Objekte später gelagert oder ausgestellt werden, muss die Umgebungsluft möglichst konstant unter 25 Prozent relativer Feuchte liegen.

Bis ein Fund seine Geheimnisse preisgeben und in einer Ausstellung gezeigt werden kann, müssen zunächst die über Jahrhunderte gebildeten, oft betonharten Krusten auf den metallischen Oberflächen abgetragen werden. Dabei dürfen die informationstragenden Oberflächen nicht verändert oder gar zerstört werden. Je nach Beschaffenheit werden hierfür verschiedene Methoden angewendet. Bei Kupferlegierungen führen häufig schabende Verfahren mit Skalpellen zum Ziel. Bei Artefakten aus Eisen sind die Krusten aber meist zu dick und zu hart, weshalb hier entweder rotierend schleifende Diamantwerkzeuge oder Partikelstrahlverfahren verwendet werden. Im Falle der Gurtbeschläge waren zwei Besonderheiten zu beachten: Zum einen durfte das Silber durch den Druck beim Strahlen nicht verformt werden, weshalb extrem feiner Korundstaub als Strahlmittel verwendet wurde. Die kleinen Almandin-Einlagen wiederum wären von dem Korund mattiert worden. Sie wurden deshalb ausschließlich mit Glasperlen von den Korrosionsauflagen befreit.

Auch interessant

END