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Ort: Ingelheim
Lokal • 8. Februar 2017

Solarenergie - ein Wandel der Energiegewinnung

Der fortschreitende Klimawandel und die Atomkatastrophe von Fukushima sind deutliche Signale: Unsere Energieversorgung muss sich grundlegend ändern. Der Umstieg auf erneuerbare Energien bietet viele Chancen. Wir machen uns zum Beispiel mit der Energie aus Sonne und Wind unabhängig vom teuren Import fossiler Brennstoffe. Durch die Nutzung erneuerbarer Energien anstelle von Kohle, Gas und Öl sowie durch Energieeinsparung und -effizienz senken wir den Ausstoß an CO2 und schützen so Klima und Natur.

Ingelheimer Marktplatz hat mit Dipl.-Biol. Thomas Pensel, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, über dieses Thema gesprochen:

Wie hat sich seit der Energiewende das Denken und Handeln in den letzten 10 Jahren entwickelt und welche Erfolge konnten bisher für die Umwelt, Wirtschaft, Unternehmen und Privatpersonen erreicht werden?

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Die Akzeptanz für die Energiewende ist sehr hoch, dies hat eine Untersuchung des Instituts Infratest im Auftrag des Wirtschaftsministeriums ergeben. Demnach halten 89 Prozent der Bürger in Rheinland-Pfalz (RLP) die Energiewende für gut oder sogar sehr gut. Erfolge der Energiewende für die Umwelt lassen sich zum Beispiel an der Verminderung der Treibhausemissionen festmachen. Private Investitionen tragen dazu in beachtlichem Maße bei; zum Beispiel können durch eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) mit einer Leistung von ca. 5 Kilowatt Peak (dies entspricht einer Anlage für ein Einfamilienhaus) jährlich 3 Tonnen CO2 eingespart werden. Insgesamt wurden in RLP im Jahr 2012 durch Sonnen- und Windenergie bereits 2,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Das ist gewaltig, wenn man im Vergleich dazu sieht, dass in ganz RLP die CO2-Emissionen aus dem Stromverbrauch in der Größenordnung bei rund 16 Millionen Tonnen liegen.

Aber auch in der Wirtschaft haben die erneuerbaren Energien zu Veränderungen geführt. So konnte ein ganz neuer Wirtschaftszweig mit florierenden Unternehmen in der Solar- und Windkraftbranche entstehen, bis hin zu Landwirten, die zu Energiewirten wurden, nachdem sie auf ihren Dächern Photovoltaikanlagen montiert hatten. Das zeigt: Aus ökologischem Denken resultiert auch Wirtschaftswachstum und eine zusätzliche Wertschöpfung. Ohne die Beteiligung der Bürger ist Energiewende nicht möglich! Fast die Hälfte der Investitionen wurde durch Privatpersonen getätigt. Im Vergleich: Energieversorger haben rund 13 Prozent investiert, institutionelle Investoren rund 41 Prozent.

Auf RLP bezogen wurden im Jahr 2012 noch über 1/2 Milliarde Euro in PV-Anlagen investiert, 2014 waren es nur noch rund 150 Millionen Euro. Dieser Einbruch auf dem PV-Markt wurde auf die EEG-Novellen in 2012 und 2014 zurückgeführt, mit denen sich die Rahmenbedingungen stark änderten. Erfreulicherweise war es bei der Windkraft nicht so, da stiegen die Investitionen und auch bei den ausgebauten Leistungen erfolgte ein Zubau von 257 Megawatt und 2014 von 462 Megawatt, das entspricht einem Zubau von rund 200 Windkraftanlagen. Für das Ausbauziel bis 2030 sind rund 1000 weitere Anlagen erforderlich.

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Treibhausgasemissionen sollen bundesweit bis 2050 um bis zu 95 Prozent gesenkt werden. Wie realistisch ist dieses Ziel und mit welchen Maßnahmen wird in Rheinland-Pfalz versucht, diesem Ziel – bezogen auf erneuerbare Energien – näher zu kommen?

Die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 % zu senken, ist nicht nur ein realistisches, sondern insbesondere ein notwendiges Ziel. Es ist zwingend erforderlich, eine Erhöhung der Erderwärmung um nicht mehr als 2 Grad Celsius einzuhalten, wenn wir die Welt erhalten wollen, wie wir sie kennen. Andernfalls wird es zu „Kippmechanismen“ kommen, die in der Abschmelzung der Eisberge, Monsunregen, extremen Trockenheiten, Überschwemmungen, Bodenerosionen bis hin zu einer Ernährungssituation münden können, die nicht mehr planbar ist. Klimaschutz ist nicht nur ein Schutz für Deutschland, sondern ein weltweiter Schutz. Dies hat auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika klar angesprochen, nämlich dass es im Kampf gegen den Klimawandel auch um die soziale Dimension geht – denn ärmere Länder sind besonders betroffen. Als Industrienation haben wir eine Verpflichtung gegenüber der Natur und den Menschen, Schäden, die wir verursacht haben, zu beheben – oder, noch besser, sie zu vermeiden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dazu das Ziel, nämlich den Weg der Dekarbonisierung – also weg von fossilen Energieträgern –, ganz klar herausgestellt. Wir müssen daran arbeiten, dieses Ziel zu erreichen. Dafür gibt es zurzeit keine andere realistische Lösung als die erneuerbaren Energien weiter auszubauen, Energie effizient zu nutzen und einzusparen. Rheinland-Pfalz ist da sehr gut unterwegs: Die Bruttostromerzeugung wird derzeit zu rund einem Drittel aus erneuerbaren Energien gedeckt. Aber das Ziel der Landesregierung, bis 2030 den Stromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, ist meiner Meinung nach ein realistisches Ziel.

Solarenergie zu den anderen erneuerbaren Energien in Akzeptanz, Handling, Verfügbarkeit und Rentabilität auf Unternehmen, Kommunen und privater Ebene?

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Solarenergie steht unbegrenzt zur Verfügung, ist praktikabel und insbesondere zur Eigenstromnutzung immer noch wirtschaftlich! Zwar hatten wir einen Einbruch beim Zubau von Photovoltaikanlagen durch die veränderten Rahmenbedingungen. Aber für Privathaushalte mit PV-Anlagen mit bis 10 Kilowatt Leistung auf dem Dach hat sich nichts geändert, da ist Solarenergie immer noch rentabel. Der Nutzen hat sich sogar verbessert, denn durch bessere Speichermöglichkeiten werden der Unabhängigkeitsgrad gegenüber einem externen Strombezug erhöht und damit Stromkosten eingespart. Die Privatperson erhält eine Einspeisevergütung für die ersten 20 Jahre. Danach ist der Strom kostenlos nutzbar. Dieser vor Ort erzeugte und genutzte Strom entlastet dabei die Stromnetze und muss nicht von weit her transportiert werden. Die Anlagentechnik ist inzwischen sehr ausgereift, die Handwerker sind gut geschult, die Speicher werden immer preisgünstiger, und es gibt auch Förderprogramme für Speicher und vergünstigte Darlehen für Anlagen. Für Privatpersonen ist Solarenergie auf jeden Fall eine sinnvolle Sache. Auch für Unternehmen, die einen hohen Stromverbrauch am Tage haben, ist es sehr interessant, eine PV-Anlage zu nutzen.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Klimaschutz ist ein wichtiges Ziel – und erneuerbare Energien sind die beste Alternative, die wir haben, um dieses Ziel zu erreichen.

Ingelheimer Marktplatz bedankt sich bei Thomas Pensel für das Gespräch.

Weitere Informationen: Energieagentur Rheinland Pfalz

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