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Kultur • 16. Januar 2024

Kabarettist HG. Butzko im Ingelheimer Winzerkeller

Nein, es war nicht das erste Mal, dass HG. Butzko am 14. Januar 2024 in Ingelheim war. Er kommt seit vielen Jahren, allerdings beim ersten Mal mit Taxi vom Ingelheimer Bahnhof zum damaligen „Hotel Erholung“. Für alle Nicht-Ingelheimer sei gesagt, das sind 50 Meter zu Fuß oder mit dem Taxi. Das bleibt sich gleich.

Im ausverkauften Winzerkeller präsentiert er sein Jubiläumsprogramm „ach ja“ und schaut 25 Jahre zurück und zieht Bilanz. Er lobt die Anwesenden als „Elite“ – denn wer hat in den jetzigen Zeiten noch Geld fürs Kabarett? Und dann geht es los – die Abrechnung mit den Politikern aus nah und fern. „Putins Demokratie ist so rein, dass man sie unter der Lupe suchen muss“. Dennoch „Putin schafft es, dass ich dankbar bin von Olaf Scholz regiert zu werden“.

Viele Politiker bekommen ihr Fett weg – Rudolf Scharping als „fleischgewordenes Sedativum“, Jürgen Trittin, der „das Dosenpfand als großen Erfolg gegen den Klimaschutz“ eingeführt hat. Zur Großen Koalition kann er nur konstatieren, dass „Trickser gemeinsame Sache mit den Täuschern machten“. Angela Merkel bezeichnet er als „Hohlschwätzerin“ – „schon immer haben sich Hohlköpfe vom Vakuum angezogen gefühlt“. Seine pointierten Darstellungen sind von Zitaten geprägt. Angela Merkel: „Wozu brauche ich ein Parlament, ich regiere durch“. Aber damit „Köpfe rollen müssen, müssen erst einmal Köpfe da sein“. Jens Spahn sei der Mann, „dem wir noch viel zu verzeihen haben“. Sein Zwischenfazit zu den letzten 25 Jahren: „Wann immer es brenzlig wurde, haben sie vertuscht, verblendet und uns nach Strich und Faden verarscht“. Auf die Spitze bringt es dann ein Zitat von Jean Claude Junker („reimt sich auf Geflunker“): „Wenn es ernst wird, muss man lügen“. Und die Gegenwart sieht auch nicht besser aus. „Die Deutsche Bahn kündigt an, dass die absolute Pünktlichkeit im Jahr 2070 erreicht werden kann“. „In Indien sagt man, wenn der Zug kommt, ist es drei Uhr. Nicht der Zug kommt um drei Uhr“.

In Erinnerung an seinen Mathematik-Lehrer erinnert er sich an dessen Weisheit: „Wenn Nullen Geltung bekommen wollen, müssen sie rechts stehen“. Zur Pisa-Studie fällt ihm ein, dass ein Drittel aller 15-Jährigen an Mathematik scheitern, dass sei ja „besser als ein Viertel“.

Agnes Strack-Zimmermann „hat den Stahlhelm in ihrer Frisur“ und Volker Wissing will die Fahrrinne im Rhein vertiefen, „damit mehr Regen fällt“. Und als Corona in unser Leben kam, änderte sich alles. „Von da an wurde die Wahrheit gesagt“. „Die Pharmabranche verwandelte sich zu einem caritativen Verein, Wissenschaftler, die auf „logen“ enden (Pharmalogen, Epidemilogen, Immunologen etc.) arbeiten im Paul Ehrlich Institut“. Die „Klimaclowns der Letzten Generation fliegen nach Thailand“ – darauf angesprochen, dass dies das Klima schädige, sagen sie, dass sie „als Privatpersonen unterwegs“ seien.

Und wie fühlt sich HG. Butzko in dieser Welt? „Wie sich ein Leberkäs zwischen zwei Brötchen fühlt, weiß wie mein Leben aussieht“.

Butzko nimmt die Zuhörer mit auf seine politische Reise. Er wird sehr authentisch, wenn er die Sprache seiner kritisierten Personen annimmt. Im Laufe seines 2-stündigen Vortrags steigert er sich, gönnt sich nur 10 Minuten Pause, und schließt am Ende mit Erich Kästner:

Wird’s besser

Wird’s schlimmer

Sein wir ehrlich

Leben ist immer

lebensgefährlich.

Ein gelungener Abend mit vielen Lachern und viel Applaus am Ende.

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END