Freitag, 23. August: Nacht der offenen Kirchen
Es ist noch gar nicht so lange her, da lagen zwischen den unterschiedlichen Konfessionen, den verschiedenen Kirchen Meilensteine. In Ingelheim kann der Glockenstreit zwischen der katholischen Remigiuskirche und der evangelischen Saalkirche ein Lied davon singen. Zwischen 1854 und 1906 gab es einen erbitterten Streit zwischen den beiden streitbaren Pfarrern um die Frage, wem der Turm von St. Remigius gehörte und wer wann die Glocken läuten durfte.
Schulkinder in Rheinland-Pfalz wurden nach dem Krieg in eine christliche Simultanschule oder eine Bekenntnisschule eingeschult. Im Jahre 1953 war der Schulkampf in vollem Gange. Im Landtag wurden erbitterte Debatten geführt, zeitweise wurde sogar ein Untersuchungsausschuss etabliert, die Kirche schaltete sich massiv ein und forderte mehr Bekenntnisschulen. Das Thema wurde zeitweise zur Zerreissprobe für das neu gegründete Land Rheinland-Pfalz.
Auch bei Heiraten spielte die Konfession eine große Rolle. Am liebsten sahen es die Großeltern und teilweise auch noch die Generation der Eltern, wenn beide Partner der gleichen Konfession angehörten. Meine Oma fragte als erstes, als ich ihr meinen zukünftigen Mann vorstellte, nach der Religionszugehörigkeit.
Getrennt wird heute noch im Religionsunterricht in Rheinland-Pfalz. Es gibt zwar das Fach Ethik, an dem alle teilnehmen können, aber oftmals wird noch nach evangelisch und katholisch im Unterricht gelehrt. In Berlin als Bundesland ist dies völlig anders. Dort gibt es ein Fach für alle Schülerinnen und Schüler. Bemerkenswert ist, dass in einem der letzten Schülerlandtage auch Schüler in Rheinland-Pfalz Religionsunterricht für alle Konfessionen in einem Fach forderten. Bis dato ist die Politik dazu nicht bereit. Auch die Kirchen öffnen sich dieser Forderung nicht. In Ingelheim feiert man nun am 23. August die „Nacht der offenen Kirchen“. Die Eröffnung erfolgt in der Versöhnungskirche um 18.00 Uhr, danach geht es zu St. Marien in Sporkenheim, St. Michael in Frei- Weinheim und die Gustav-Adolf-Kirche bilden das Ende. Katholische und evangelische Kirchen feiern miteinander, mit Musik, Essen und Kabarett. Ökumene wird hier groß geschrieben. Ein Pendelbus fährt zwischen den unterschiedlichen Stationen.
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