Gregorianik und Pop
Im 8. Jahrhundert wurden gregorianische Choräle in Frankreich fester Bestandteil der kirchlichen Liturgie. Ihren Namen verdankt diese „Gregorianik“ Papst Gregor I., der 590 als erster Mönch den Stuhl Petri innehatte. Eine Renaissance erlebte dieser Gesang im 19. Jahrhundert in der französischen Benediktiner-Abtei in Solesmes. In den 1970er Jahren interessierten sich zunehmend auch Vertreter der modernen Musikszene für diese Musikform mit der ihr eigenen mystischen Aura. Gruppen wie „Enigma“ oder „Gregorian“ machten sie populär – ebenso wie die Filmmusik von Vangelis, in der Elemente der Gregorianik unüberhörbar sind.
In der Ingelheimer Burgkirche präsentierte jetzt die Gruppe „The Gregorian Voices“ eindrucksvoll die ganze Bandbreite dieser auf ihre Art zeitlosen Klangwelt. Schon als die 8 Sänger in ihren Mönchskutten sich gemessenen Schrittes zum Altarraum bewegten, wurde das Besondere des Augenblicks spürbar. Und als sie stimmgewaltig mit den klassischen liturgischen Gesängen – ohne jegliche instrumentale Begleitung – den Kirchenraum erfüllten, wurde dem Publikum klar, warum 2025 die Landesmusikräte die Stimme zum „Instrument des Jahres“ erklärt haben.
Im zweiten Teil des Programms adaptierten die „Mönche“ dann bekannte Pop-Songs in die Form des gregorianischen Chorals. Frenetischen Applaus gab es dabei vor allem für Leonard Cohens „Hallelujah“. Wenn man diesem Lied ebenso wie „You raise me up“ noch einen offensichtlichen Bezug zum christlichen Glauben attestieren darf, erschließen sich solche Bezüge bei „My way“ /Frank Sinatra), „Sailing“ (Rod Stewart) oder „Sound of Silence“ (Simon und Garfunkel) erst beim Reflektieren des Gehörten – vor allem in der Frage „Wie gestalte ich eigentlich mein Leben?“
Und wer die Texte der Songs verinnerlichte, dem dürfte auch das Besondere der Situation des Konzerts nicht entgangen sein. Sämtliche Mitglieder von „The Gregorian Voices“ stammen nämlich aus der Ukraine – und alle Songtexte ließen sich irgendwie auf die Situation der Menschen in dem Land übertragen, das Wladimir Putin so brutal überfallen hat. Auf ihrem Instagram-Account haben die Musiker vor einiger Zeit ihre persönlichen Gefühle so zum Ausdruck gebracht: „In ruhigen Zeiten gibt es viele Wünsche. In Kriegszeiten gibt es nur einen Wunsch: Frieden.“.







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