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Ort: Gebühr bei der Inanspruchnahme der Notaufnahme?
Lokal • 20. April 2023

Gebühr bei der Inanspruchnahme der Notaufnahme?

Vorschlag der kassenärztlichen Vereinigung in der Diskussion

Vor zwei Wochen musste ich zum ersten Mal in meinem Leben die Notaufnahme in einem Mainzer Krankenhaus in Anspruch nehmen. Vorausgegangen waren Erbrechen und Schmerzen im rechten Oberbauch. War das nun harmlos und würde sich wieder geben? Oder steckte mehr hinter meinen Schmerzen, die natürlich über das Wochenende aufgetreten waren. Am Montag entschloss ich mich um einen Termin beim Hausarzt nachzufragen, den ich auch für Dienstagvormittag bekam. Das Ergebnis war die Einweisung in die Notaufnahme eines Krankenhauses wegen akuter Gallenblasenentzündung. Operation sehr wahrscheinlich.

Was ich dann in der Notaufnahme erlebte, war höchst aufschlussreich. Zwischen meinen notwendigen Untersuchungen bis zur Fahrt in den Operationssaal gegen 16.00 Uhr, hatte ich immer wieder Gelegenheit, die anderen Patienten und Patientinnen zu beobachten. Eine Frau schimpfte lautstark, dass sie nun schon drei Stunden warten müsse, das werde sie sich nicht gefallen lassen. Nach einigen verbalen Auseinandersetzungen mit dem Personal verließ sie wutschnaubend die Notaufnahme. Eine andere Dame wurde gefragt, ob sie denn schon den Hausarzt aufgesucht hätte – nein, ihr Hausarzt sei vor einem Jahr verstorben. Waren das nun dringende Fälle? Auch ich wurde von Wartenden angesprochen, ich mache ja einen fitten Eindruck – dahinter stand wohl die Frage, was ich hier wohl zu suchen hätte. Dass es sich aber um die Vorbereitungen für eine Notoperation handeln würde, sah man mir nicht an.

Ausgelöst durch einen Vorschlag der kassenärztlichen Vereinigung, wird zurzeit die Frage diskutiert, ob Menschen mit kleinen Verletzungen oder leichten Schmerzen eine Gebühr bei der Notaufnahme zahlen sollten. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass Notaufnahmen oftmals überlastet sind.

Doch kann der Patient, der eine Notaufnahme in Anspruch nimmt, tatsächlich einschätzen, ob es sich in seinem Fall um eine leichte oder eine schwerere Erkrankung handelt? Ich in meinem speziellen Fall, war nicht der Lage, die Situation korrekt einzuschätzen.

Und so wundert es auch nicht, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der Initiative eine klare Absage erteilt hat. Man sei zurzeit in seinem Ministerium damit befasst, die Notfallversorgung neu zu strukturieren.

Ein weiterer Aspekt ist die soziale Komponente einer solchen Gebühr. Manch ein Betroffener würde vielleicht im letzten Moment doch noch zögern, die Notaufnahme aufzusuchen, weil er sich eine Gebühr nicht leisten kann. Und im schlimmsten Fall, käme dann Hilfe zu spät.

Es bleibt abzuwarten, wie die von Lauterbach erwähnte Neustrukturierung aussehen wird. Zwischenzeitlich dürfte alles beim Alten bleiben. Wichtig ist der Appell an Patientinnen und Patienten, bewusst mit der Inanspruchnahme der Notaufnahme umzugehen.

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