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Lokal • 2. Mai 2025

75 Jahre Europa - 75 Jahre Schuman Plan

Eine multi-mediale Zeitreise von und mit Ingo Espenschied in der Kreisverwaltung

Das schöne Wetter hielt die Besucherinnen und Besucher im Kreistagssaal der Kreisverwaltung Mainz-Bingen nicht davon ab, sich zum Auftakt der Europawoche ein Bild über die politische und wirtschaftliche Entwicklung Europas zu machen. „Europe Direct“ mit Maren Weiß und Partnerschaftsbeauftragte Ricarda Kerl von der Kreisverwaltung freuten sich, den Politikwissenschaftler und Journalisten Ingo Espenschied von DOKULIVE begrüßen zu dürfen. Anlass war die Schuman-Erklärung, die vor 75 Jahren den europäischen Einigungsprozess einleitete.

„Wenn wir keine Geschichte kennen, kennen wir keine Kontexte – wenn wir keine Zusammenhänge verstehen, können wir nicht urteilen – und wenn wir nicht urteilen können, können wir nicht demokratisch handeln“. Mit diesen Worten eröffnete Ingo Espenschied seinen etwa einstündigen Vortrag, der audio-visuell mit historischen und aktuellen Aufnahmen untermauert wurde.

Am 9. Mai 1950 – der 2. Weltkrieg ist gerade einmal erst fünf Jahre beendet – reicht Robert Schuman Konrad Adenauer die Hand und leitet damit einen Wendepunkt im deutsch-französischen und europäischen Einigungsprozess ein. Es ist der 1. Schritt für eine europäische Föderation, einen Binnenmarkt, ein EU-Parlament, offene Grenzen und eine einheitliche Währung.

1871 ist Deutschland die stärkste Macht in Europa. Der Krieg gegen den Erbfeind Frankreich ist gewonnen, die Welt schaut nach Deutschland, wo man wissenschaftlich, kulturell und wirtschaftlich eine führende Position einnimmt. Eigentlich hätte man damit zufrieden sein können, so Espenschied, aber die Großmächte belauern sich, es herrscht der Nationalismus und damit nationaler Egoismus. Der 1. Weltkrieg mit seinen 10 Millionen Toten ist eine europäische Katastrophe und damit aber auch eine politische Zäsur für Deutschland und Europa. Zum ersten Mal kommt der Gedanke eines friedlichen europäischen Zusammenlebens auf. Wichtig dabei Deutschland und Frankreich- wenn diese beiden Mächte sich nicht verstehen, wird es keinen Frieden in Europa geben. Doch Hitler macht alle europäischen Gedanken zunichte, die Pan-Europa-Union wird verboten und die wirtschaftliche Not treibt die Menschen in die Arme des Nationalsozialismus.

Nach dem 2. Weltkrieg werden Studenten ein geeintes Europa fordern. Doch sind wir bereit, als souveräne Staaten auf Teile unserer nationalen Rechte zu verzichten? Das Trauma des 2. Weltkrieges scheint ein Hoffen auf ein geeintes Europa möglich zu machen. Jean Monet, ein französischer Wirtschaftexperte von internationalem Rang, überzeugt Robert Schuman von einem Plan, den man Montanunion nennen wird. Frankreich und Deutschland sollen im Bereich von Kohle und Stahl zusammenarbeiten, vier weitere Staaten schließen sich an. Der Plan schlägt wie eine Bombe ein, es ist eine 180 Grad-Wendung im Bereich der deutsch-französischen Beziehungen. Es folgen die Römischen Verträge, die EWG, die Euratom und schließlich das, was wir heute als EG bezeichnen. Immer wieder gibt es Rückschläge, aber auch ungeahnte Schritte nach vorne, wie zum Beispiel der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung.

„Europa kann man nur verstehen, wenn man es als Prozess versteht“, so Ingo Espenschied. Heute haben wir neun Nachbarstaaten, unsere geo- politische Lage ist im Zentrum Europas. Unser Wohlstand basiert auf Frieden.

Die sich anschließende Diskussion machte deutlich, dass es die jungen Menschen zu überzeugen gilt, sich für den europäischen Gedanken einzusetzen und an einem friedlichen Europa zu arbeiten.

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