Bahnstreik: Zufallsbefragung am Ingelheimer Bahnhof überrascht
Eine Zufallsbefragung des „Ingelheimer Marktplatzes“ unter Zugreisenden am Ingelheimer Bahnhof überrascht.
Über den Lautsprecher erfahre ich, dass die Regionalbahn RB 33 nach Mainz planmäßig fährt und heute ausnahmsweise sogar in Budenheim hält. Eine junge Frau wartet auf den angekündigten Zug und ist sich sicher, dass er auch fahren wird. Sie hat sich über die Bahn App informiert und kam auch vormittags bequem von Mainz nach Ingelheim. Ein älterer Herr hat viel Verständnis für den Streik. „Wissen Sie, mein Vater war auch bei der Eisenbahn, im gehobenen Dienst, aber er hat nicht viel verdient. Und wir waren zu Hause vier Kinder“. Er hat sich heute Morgen um 5.30 Uhr im Radio informiert und möchte auch nach Mainz fahren. „Und wenn der Zug nicht kommt, gibt es immer noch Busse, die von Ingelheim nach Mainz fahren. Die 79 kommt in wenigen Minuten“, ist er sich sicher.
Als der Zug nach Mainz dann pünktlich um 12.20 Uhr einfährt, steigen entspannte Menschen aus und ein. Nur zwei Schüler bleiben auf dem Bahnsteig zurück, die ich dann auch anspreche. Eigentlich wären sie ja auch mit dem Zug gefahren, aber einer der Schüler hat ein neues Handy und die Fahrkarte ist noch auf dem alten Handy. Er habe deshalb seinen Vater in Heidesheim angerufen, der ihn mit dem Auto abholen würde. Ich wechsele von Bahnsteig 4 auf Bahnsteig 1 und erfahre von einer jungen Frau, dass sie den Zug nach Oberwesel um 12.50 Uhr nehmen möchte. Auch sie hat sich über die Bahn App informiert und hofft, dass der Zug auch kommt. Auch gestern wollte sie mit dem gleichen Zug fahren, er war angekündigt worden und kam dann doch nicht. Da sie unbedingt nach Bingen musste, blieb ihr nur die Fahrt mit dem Taxi. 20 Euro waren dann fällig.
Eine andere Frau mittleren Alters möchte ebenfalls heute um 12.50 Uhr nach Bingen. Sie hatte einen Arzttermin in Ingelheim, den sie eigentlich heute Morgen absagen wollte. Die Mitarbeiterinnen der Praxis haben sie aber ermutigt zu kommen – wir finden eine Lösung – lautete ihre Ansage. Und tatsächlich wurde sie dazwischen geschoben, so, dass sie auch jetzt den Zug zurück nehmen kann. Während unseres Gespräches rattert ein Güterzug vorbei und wir warten, bis er den Bahnhof verlassen hat. Auch sie hat ihr Handy in der Hand und informiert sich über die App. Über den Lautsprecher kommt eine Ansage, dass ein anderer Zug heute wegen des Streiks ausfällt.
Ein Schüler der Berufsbildenden Schule in Ingelheim wartet ebenfalls auf den Zug nach Bingen. Er müsse jetzt eben um 5 Uhr aufstehen und den Umweg über Bad Kreuznach nehmen um nach Bingen und dann nach Ingelheim zu kommen. Aber er sei dann pünktlich in der Schule. Im Notfall könne er auch mit seinem Kumpel mit dem Motorrad fahren. Die Kälte mache ihm nichts aus.
Eine junge Frau kommt mit Handgepäck auf Gleis 2. Sie ist entspannt, denn sie wird mit der Vlexx nach Gau-Algesheim fahren, und die Vlexx streikt nicht, erklärt sie mir mit einem Lächeln.
Wieder auf Gleis 1 spreche ich unabhängig voneinander eine Frau und einen Mann an. Beide können weder Deutsch noch Englisch, so dass ein Gespräch nicht stattfinden kann.
Ich schaue zum Taxistand und stelle fest, dass alle unterwegs sind. Bus 79 nach Mainz kommt pünktlich – so wie es der ältere Herr vorausgesagt hat. Und auch mein Stadtbus nach Ober-Ingelheim lässt mich nicht im Stich - denn der Stadtverkehr streikt nicht.
Fazit: Die Reisenden sind gut informiert und gehen in Ingelheim – zumindest in dieser Zufallsbefragung – gelassen mit den Umständen um.
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