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Ort: NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen, Bingen
Lokal • 25. September 2020

Baggern für den Naturschutz

Baggern für den Naturschutz:
Lautes Rumoren auf dem Gelände des neuen NABU-Naturschutzzentrums Rheinauen in Bingen-Gaulsheim: Ein Radlader, ein Kettenbagger und ein Lastwagen sind auf dem rund 1,7 Hektar großen Areal im Einsatz. Hinterm Steuer sitzen Gemünden-Geschäftsführer Gerd Diehl und Maschinist Vehbija Draganovic. Nachdem der Bau des neuen NABU-Zentrums gut vorangeschritten ist, steht die Gestaltung des Außengeländes auf dem Programm: Der ehemalige Acker soll zum Naturerlebnisbiotop werden, in dem Besucher Flora und Fauna der Rheinauen hautnah kennenlernen können. Für die Baggerarbeiten, die die Gemünden-Männer an diesem Samstag als Sachspende ausführen, haben Bardo Petry, Vorsitzender der NABU-Gruppe Bingen und NABU Naturschutzzentrum Rheinauen-Geschäftsführer Robert Egeling eine lange „To Do“-Liste vorbereitet. Besonders dankt NABU-Vorsitzender Petry dem Unternehmen Gemünden für das tolle Engagement: „Wir freuen uns, dass zusammen mit dem Lions-Club Bingen, der eine Spende für das Material des Kescherteiches zugesagt hat, die Firma Gemünden uns so engagiert unterstützt.“

Als Erstes steht die Erweiterung der Steilwand an. Das Überbleibsel der Großbaustelle aus 2015, als die Deutsche Bahn von dem Gelände aus Leitungen bis zur anderen Rheinseite verlegte, eignet sich perfekt als Lebensraum für Insekten. „Gerade für Wildbienen, die es gerne warm haben, bietet die Steilwand zur Südseite optimale Bedingungen“, erklärt Bardo Petry und fügt hinzu: „Was viele nicht wissen: rund 75 % aller Bienenarten nisten im Boden“. Mit dem Kettenbagger hebt Maschinist Draganovic derweil die Mulde weiter aus und modelliert sie gekonnt nach den Vorgaben der Naturschützer. Schließlich soll hier direkt an der Steilwand auch ein Laichgewässer entstehen, das sich aus Regen- und Hochwasser speist. Von März bis Mai können Kreuzkröte, Laubfrosch & Co. hier ablaichen. Wenn der Tümpel in den heißen Sommermonaten austrocknet, kommt das den Amphibien zugute. Der Grund: Dann siedeln auch keine Fressfeinde wie etwa Libellenlarven an, bei denen Laich und Kaulquappen auf dem Speiseplan stehen.

Weiter zur nächsten Tümpelbaustelle: Um den Kescherteich herzustellen, muss Gemünden-Maschinist Draganovic nicht allzu tief graben. Gerade mal rund 30 Zentimeter tief wird das Gewässer, schließlich soll es für kleine Naturschützer als Erlebnisbiotop dienen. Kindergärten, Schulklassen, Naturforscher-Projekte: Am mit einer Spezialfolie ausgestatteten Erlebnisteich dürfen Kinder bestückt mit Gummistiefeln, Kescher und Becherlupe mit der Natur auf Tuchfühlung gehen. Für NABU Rheinauen-Geschäftsführer Egeling ein ganz wichtiger Ansatz, um schon bei den Kleinsten Bewusstsein zu schaffen: „Nur was man kennt, kann man auch schützen!“, so sein Credo. Und zum Kennenlernen der heimischen Tierwelt wird der Erlebnisteich jede Menge Gelegenheit bieten: Neben Laubfröschen und Kreuzkröten werden hier wohl auch Grünfrösche, Teichmolche, Fadenmolche und Wasserinsekten wie Rückenschwimmer und Wasserläufer anzutreffen sein.

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„Wichtig ist, dass sich hier alles von selbst ansiedelt“, betont Egeling. Eine Ausnahme machen die NABU-Naturschützer allerdings: mit dem Asylgehege für europäische Sumpfschildkröten, die sich nicht mit den am Rhein heimischen Sumpfschildkröten vermischen sollen. Für die beindruckenden Reptilien, die ihre Werbewirkung für das NABU-Zentrum nicht verfehlen werden, wird ein eigener Teich ausgebaggert. Mit rund 80 Zentimeter Tiefe kann dieser nicht zufrieren und ist somit auch zum Überwintern der Tiere geeignet. Das Ausbaggern der drei Tümpel bringt jede Menge Erdaushub mit sich, der per Laster zum bereits angelegten Trockenhügel transportiert wird. Baggerschaufel um Baggerschaufel karrt Gemünden-Geschäftsführer Gerd Diehl mit dem Radlader den Boden auf den Hügel, der stetig in die Höhe wächst. Die Erhebung wird Lebensraum für die typische Pflanzenwelt am Rande der Aue sein wie etwa Feldmannsstreu oder Wiesensalbei. Zudem werden die NABU-Besucher von dem begehbaren Erlebnishügel ein herrliches 360-Grad-Panorama über das Kulturbiotop genießen können. Schon jetzt kann man von hier aus den Blick über die bereits bestehenden Bereiche schweifen lassen: Vom Schulungspavillon, in dem Umweltbildungsprojekte für ganze Schulklassen stattfinden werden, über den bereits angelegten Amphibien-Teich in der Mitte des Geländes, der noch mit einem Steg für Rollstuhlfahrer ausgestattet wird. Entlang der Trockenmauer, in der sich Eidechse und Schlingnatter tummeln können bis hin zur Vermehrungsstation für seltene Pflanzen. Fest steht: Große und kleine Naturfreunde dürfen sich auf ein spannendes Außengelände am NABU-Zentrum freuen. Ab Frühsommer 2021 werden die Pforten für Besucher geöffnet.

Bildquelle: (Fa. Gemünden): Bardo Petry (NABU, m.) erläutert (v.l) Tim Gemünden, Andreas Diem, Vehbija Draganovic und Gerd Diehl (alle Fa. Gemünden) die Bedeutung einer Steilwand für Wildbienen

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