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Region • 21. Mai 2021

Digitale Europawoche kam gut an

Digitale Europawoche kam gut an:
Die Europawoche – eine Gemeinschaftsaktion der deutschen Länder mit dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und der Bundesregierung – war in diesem Jahr auch im Landkreis Mainz-Bingen etwas ganz Besonderes. Mithilfe der Kreisvolkshochschule (KVHS) und dem Netzwerk Ehrenamt konnte trotz der derzeit schwierigen Gegebenheiten ein tolles digitales Programm auf die Beine gestellt werden – mit bekannten Autoren und Schriftstellern, mit Menschen, die Europa persönlich erlebt und erfahren haben, vor allem aber mit unterhaltsamen und humorvollen Lesungen zu Themen, die ganz Europa bewegen.

In sechs verschiedenen Veranstaltungen waren Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis, aber auch aus den Partnerregionen in Italien und Polen zu Vorträgen, Lesungen und einem digitalen Dialog mit Landrätin Dorothea Schäfer eingeladen. „Es war eine ganz besondere Erfahrung, mit Menschen zu reden, die Öffnung und Veränderungen eines geeinten Europas miterleben konnten. Diese doch sehr persönlichen Gespräche über die Beweggründe und Gefühle der Menschen, die damals zu uns kamen, haben mich persönlich sehr bewegt“, resümiert die Landrätin.

So berichtete zum Beispiel Regina Matczak: „Am Anfang habe ich mit dem Wörterbuch autodidaktisch gelernt, dann habe ich einen Sprachkurs in Frankfurt gemacht. Ich wollte mich schnell in meine neue Heimat integrieren. Sprache ist der Schlüssel zum Glück – und so war es auch. Ich habe alle meine Ziele, die ich mir als junge Frau gesetzt hatte, hier erfüllen können.“

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Ein lebendiges Beispiel der guten Integration war auch Alfredo Cesaro aus Weiler. Cesaro machte hier in den siebziger Jahren der Liebe wegen Rast und lebt seit nunmehr 50 Jahren in Deutschland: „Ich habe mich vom ersten Tag an hier zuhause gefühlt, auch wenn ich am Anfang manchmal großes Heimweh hatte.“

Michael Hartmann, ehemaliger Bundestagesabgeordneter und Mitglied des Kreistages stellte in seinem Vortrag die Frage: „Zerbricht Europa am Brexit?“ Mit fundierten Zahlen und belegbaren Aussagen informierte Hartmann über die aktuelle Lage und die möglichen Szenarien, die der Brexit für Europa bedeuten könnte. Die Zuhörerinnen und Zuhörer beteiligten sich rege an der offenen Diskussion im Chat und Hartmann beantwortete abschließend die Frage mit einem klaren: „Nein! Die Geschichte der EU ist eine Geschichte der Krisen. Sie wird auch diese überleben.“

Der Schauspieler, Autor und Wahlpole Steffen Möller provozierte hingegen mit Vorurteilen zwischen Deutschen und Polen. Dabei grenzt Möller gerne an Tabus und erfüllt die gängigen Klischees – typisch, polnischer Humor. „Für mich war die Teilnahme an der Europawoche das symbolische Ende der kulturellen Fastenzeit. Gut, dass Europa immer im Mai anfängt“, freute sich Steffen Möller.

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Der Radiomoderator und Musiker Danko Rabrenović, in Zagreb geboren, in Belgrad aufgewachsen und mit dem Jugoslawienkrieg nach Deutschland gekommen, erzählte von seiner Kindheit, Heimatgefühlen und ähnlichen „Krankheiten“, wie er diese scherzhaft nannte. Rabrenović untermauerte seine humorvollen Erzählungen mit Livemusik und verabschiedete sich mit den Worten: „Es war rund, bunt und fröhlich – immer wieder gerne.“

Mit der Lesung von Brigitte Heidebrecht aus ihrem Buch „Fernreise daheim“ ging es über die europäische Außengrenze hinaus. Mit Bildern, Musik und kleinen Anekdoten nahm sie die Zuhörer mit auf eine Lesung zum interkulturellen Verstehen. Dabei stand sie den Fragen aus den Reihen der Zuhörerinnen und Zuhörer offen gegenüber: „Ich versuche immer, die Perspektive zu wechseln und mich in die Rolle meines Gegenübers hineinzuversetzen. Wenn man die Rollen umdreht, sieht man plötzlich viel klarer, was Sache ist. Annäherung braucht Zeit, das ist eine Entwicklung. Aber wenn man Vertrauen hat und miteinander redet, dann geht so manches und dann lernt man gegenseitig voneinander.“

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe am Europatag am 9. Mai, der Geburtsstunde der Europäischen Union, war Rocco Morrone von der Accademica Italiana Mainz digital zu Gast. Er nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine kulinarische Reise: „Europa ist der Kontinent der kulturellen Vielfalt, mit einem gemeinsamen Nenner: dem Wein!“

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Die Partnerschaftsbeauftragte des Landkreises, Ricarda Kerl, war am Ende sichtlich erleichtert: „Es war eine Idee, den Menschen zu zeigen, dass wir trotz der Pandemie füreinander da sind. Ich bin froh, dass wir mit der KVHS und dem Netzwerk Ehrenamt, dem Land Rheinland-Pfalz, das unsere Veranstaltungsreihe auch finanziell mitträgt, und dem Online-Migrationsmuseum „Lebenswege“ Partner gefunden haben, die das gleiche Ziel vor Augen haben. Mich freut es ganz besonders, dass auch Bürgerinnen und Bürger aus unseren Partnerregionen Verona und Nysa online dabei waren. Der Chat wurde von den Zuschauern rege genutzt und es kam viel Lob und auch Anregungen. Das ist gelebtes Europa!“

BU: Einer der Live-Acts: Danko Rabrenović. Foto: Kreisverwaltung Mainz-Bingen

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