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Ort: Aula regia - Ingelheim
Lokal • 14. September 2022

Zahlreiche Befunde, aber auch viele Fragen

Die Forschungsstelle gräbt an der Aula regia Karls des Großen

Im Jahr 2022 bot sich für die Forschungsstelle der Stadt Ingelheim eine seltene Gelegenheit: In unmittelbarer Nachbarschaft zur Königshalle (Aula regia) der während der Regierungszeit Karls des Großen erbauten Pfalzanlage wird auf einer kleinen Fläche eine archäologische Ausgrabung durchgeführt. Das letzte Mal, dass an genau dieser Stelle der Boden für eine Untersuchung geöffnet wurde, liegt mehr als 100 Jahre zurück: Damals konnte durch die ersten systematischen Ausgrabungen im Saalgebiet unter der Leitung von Christian Rauch erstmals eine ungefähre Vorstellung von der Größe, dem Grundriss sowie einzelnen Gebäuden der Kaiserpfalz gewonnen werden.

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Obwohl seit 1993 wieder regelmäßig archäologische Untersuchungen im Ingelheimer Stadtgebiet durchgeführt werden, sind Ausgrabungen inmitten des eng bebauten Pfalzareals, also in der Archäologischen Zone, nur selten möglich. Dabei ist gerade dieses Gebiet von besonderem Interesse für die Wissenschaftler, denn über die Innenhofbebauung der Pfalz liegen bis heute nur wenige wirklich gesicherte Erkenntnisse vor. Vor allem die Leerstellen in unmittelbarer Nähe zur Aula regia wurden in der Vergangenheit, aus Mangel an konkreten Hinweisen etwa auf Nebengebäude oder Anbauten, mit verschiedenen Hypothesen belegt. So gibt es beispielsweise die Überlegung, dort könnte sich eine Art Atriumhof befunden haben. Belege dafür gibt es nicht.

Zuletzt konnte 2016 ein kleiner Bereich nordöstlich der Aula regia geöffnet und untersucht werden. Die Ergebnisse waren damals allerdings spärlich. In diesem Jahr sieht das anders aus: Der relativ kleine Grabungsschnitt östlich der Aula regia steckt voller archäologischer Befunde. Mauern und Fundamente, Verfüllschichten, Estrichfußböden und ein möglicher Brunnenschacht: alles findet sich hier auf engstem Raum. Selbst den kleinen Suchgraben, den ihre Vorgänger schon vor rund 100 Jahren angelegt hatten, fanden die Archäologen nun wieder. Das alles wurde während der letzten Monate akribisch freigelegt und mit modernen Methoden dokumentiert. Und noch während die Ausgrabung läuft, beginnt schon die Analyse: Schichten und Befunde müssen interpretiert, Funde wie Keramik oder Münzen datiert werden, um letztlich die Ergebnisse dieser Grabung in den großen Kontext einfügen zu können. Denn noch sind viele Fragen offen – vor allem die eine: aus welcher Zeit stammen die neu entdeckten Befunde, insbesondere die Mauern? Bis jetzt scheint nur klar, dass sie mittelalterlich sind und sich mindestens zwei Bauphasen zuordnen lassen. Aber gehören sie tatsächlich zur Pfalz Karls des Großen? Und falls ja: wie verändern die Ergebnisse unser Bild von diesem Ort, der im frühen Mittelalter so bedeutend gewesen ist?

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Auch die seit 2017 laufende Grabungskampagne auf dem merowingischen Reihengräberfeld (ca. 500 – 750) in der Rotweinstraße wurde 2022 fortgesetzt. Dabei stießen die Archäologen auf eine Reihe seltener Grabbeigaben wie Flaschen aus Keramik, die in dieser Form bisher nur selten gefunden wurden. Auch mehrere der für diese Zeit typischen Kämme kamen zum Vorschein, ebenso ein fragiles, aber tatsächlich vollständig erhaltenes Trinkglas. In einem Grab hatten die Forscher besonders viel Glück: Obwohl es wie die meisten Gräber schon im Mittelalter beraubt wurde und praktisch keine Funde mehr enthielt, fand sich am Fußende ein vollkommen intakter Knickwandtopf. Die Grabräuber hatten ihn offenbar nur um wenige Zentimeter verfehlt.

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