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Ort: Ingelheimer Fußgängerzone wird Realität
Lokal • 2. Mai 2023

Ingelheimer Fußgängerzone wird Realität

Eröffnung der Fußgängerzone

Am 13. Mai ist es nun soweit: die Ingelheimer Fußgängerzone zwischen Lavendelkreisel und der Kreuzung Binger Straße / Bahnhofstraße wird eröffnet. Es soll ein fröhliches Fest werden, bei dem auch Attraktionen nicht zu kurz kommen sollen. Geplant sind Musik, Stelzenläufer, Zeitensprung-Theater, Straßenmaler und vieles mehr. Und die Ingelheimerinnen und Ingelheimer sind aufgerufen, diesen Tag mitzufeiern.

Mit der Einführung der Fußgängerzone wird sich der Verkehr in der Binger Straße und der Bahnhofstraße im Stadtzentrum deutlich reduzieren. Lieferverkehr ist dann nur noch von 6 bis 10 Uhr zulässig. Private Parkplätze in der der Fußgängerzone dürfen jederzeit angefahren werden. Eine Außenerweiterung der Bestuhlung der Gastronomie und für Warenauslagen der Geschäfte ist in dem Rahmen möglich, der weiterhin die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge und den Lieferverkehr sicherstellt. In der Friedrich-Ebert-Straße, zwischen Bahnhofstraße und Gartenfeldstraße, können aufgrund der neuen Verkehrsführung als Einbahnstraße zusätzliche Parkmöglichkeiten angeboten werden. Zudem werden zwei Parkplätze unmittelbar vor der Pfalzapotheke zusätzlich markiert. Die Parkdauer in diesem Bereich der Friedrich-Ebert-Straße wird auf 30 Minuten reduziert, so dass diese Parkplätze insbesondere Kurzzeitparkern zur Verfügung stehen.

Die Fußgängerzone ist als dauerhafte Einrichtung geplant. Nach zwei Jahren soll allerdings eine erste Bilanz gezogen werden, um gegebenenfalls noch die eine oder andere Optimierung erzielen zu können.

Die Anlieger wurden nach Ostern umfangreich über die Pläne informiert. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Ingelheim benachrichtigte in schriftlicher Form. Ingelheim Aktiv e.V. sowie zahlreiche Presseaktivitäten werden ebenfalls dazu beitragen, umfassend zu informieren.

Vorgeschichte

Im Oktober 2019 hat der Stadtrat die Erweiterung der bereits bestehenden Fußgängerzone beschlossen. Nachdem nunmehr in der Innenstadt mit dem Bau des Lavendelkreisels und der Öffnung des neuen Edeka-Marktes wesentliche bauliche Veränderungen abgeschlossen wurden, war der Weg für den nächsten Planungsschritt frei.

Die Idee der Schaffung einer Fußgängerzone ist aber schon sehr viel älter. Sie wird bereits seit dem Jahre 2005 diskutiert, als die Römerstraße zur Entlastung der Binger Straße / Bahnhofstraße gebaut wurde. Sie wurde dann im Rahmenplan 2010 als Grundelement der Weiterentwicklung der Stadtmitte festgelegt. Die Fußgängerzone ist untrennbar mit der Schaffung der neuen Stadtmitte verbunden, so dass die jetzt kommende Erweiterung eine logische Konsequenz darstellt.

Einbeziehung der Ingelheimer Bevölkerung

Im Januar 2020 wurde eine Planungswerkstatt eröffnet, zu der Anlieger, Nutzer und interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen waren. Für die Verwaltung war es von großer Wichtigkeit, Umsetzungsvorschläge der Bevölkerung aufzunehmen, und diese in die Planung einzuarbeiten. Besondere Anliegen hatten naturgemäß die direkten Anlieger, Geschäfte, Arztpraxen und deren Kundinnen und Kunden. Fragen des Verkehrs – insbesondere Aspekte der Anlieferung und des Parkens – Gestaltungselemente, Außengastronomie, Verweilzonen und Begrünung standen dabei im Mittelpunkt.

Parallel zur Beteiligung der Bevölkerung wurden das Ingenieurbüro Giloy und Löser mit der Straßenplanung und das Büro CIMA mit der wirtschaftlichen Bewertung der Erweiterung der Fußgängerzone beauftragt.

Eine zweite Bürgerveranstaltung fand dann am 21. September 2021 in der Ingelheimer Kultur- und Kongresshalle kING statt. Die Anregungen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger wurden von dem Planungsbüro CIMA ausgewertet und waren Grundlage für einen Grundsatzbeschluss des Bau- und Planungsausschusses am 25. Oktober 2021.

Steckpoller und Fahrradfahren

Für die Radfahrer wird es keine Veränderung geben. Sie dürfen die Fußgängerzone im gesamten Bereich in beiden Fahrtrichtungen befahren. Wer zu Zeit in der Innenstadt flaniert, wird sie schon entdeckt haben: Steckpoller, in auffällig roter Farbe, sind bereits aufgestellt worden. Sie sollen das Parken künftig verhindern. Bei Events können die Poller jedoch entfernt werden, so dass Marktbeschicker, fliegende Händler etc. Raum haben.

Hoffnungen und Erwartungen

Fußgängerzonen gibt es in Deutschland in vielen Groß- Mittel- und Kleinstädten. Das Ziel der Einrichtung ist überall gleich: Man will eine Bündelung der Hauptverkehrsströme erreichen und damit Verkehre ordnen und optimieren. Einkaufen soll in Fußgängerzonen gefördert werden und damit zu einem prosperierenden Wirtschaftsleben beitragen. Auch in Ingelheim verspricht man sich steigende Aufenthaltsqualität, mehr Attraktivität und damit einen größeren Zuspruch zu Handel zu Gewerbe. Zumindest ist dies die Erwartung des Stadtrates, der der Einrichtung zugestimmt hatte. Und wie denken die Geschäftsleute?

Stephan Trautmann von „Ingelheim aktiv“ hätte sich die Einrichtung einer temporären Zone gewünscht. Poller, die nach unten wegfahren, hätten z.B. an Markttagen oder abends nach 18.00 Uhr eine Fußgängerzone ermöglicht. Die restlichen Tage wären dann für den Verkehr offen geblieben. Als Beispiel nennt Stephan Trautmann, die Einrichtung in Marburg, die genau nach diesem System verfährt. Allerdings ist er auch froh darüber, dass rasende PKWs nun in der Bahnhofstraße Geschichte sind. Eine Evaluation nach bereits einem Jahr – statt wie von der Stadt vorgesehen nach zwei Jahren – hält er für sinnvoll.

Bei Elektro-Dick ist man grundsätzlich positiv gestimmt. Man müsse allerdings noch abwarten, wie sich die Zeiten für Lieferungen einspielen werden. Gleich zwei Geschäfte der Inhaberin Antje Heinrichs, Viva Mode und Frau Antje sind von der neuen Fußgängerzone betroffen. Frau Heinrichs ist nicht begeistert, viele ihrer Kundinnen seinen älter und bräuchten einen PKW, mit dem sie direkt vor den Geschäften parken könnten.

Ganz anders urteilt Frau Elvers von der Kaffeerösterei Maja. Sie sei sowohl als Geschäftsfrau als auch als Anwohnerin von der neuen Fußgängerzone begeistert. Für das Café der Kafferösterei bedeute dies auch platztechnisch eine Chance sich zu vergrößern. Und sie meint, dass der Mensch, was Veränderungen anbelange, eher ängstlich sei. 90% der Ängste würden nicht eintreten.

Bei der HNO-Gemeinschaftspraxis urteilt man eher reserviert. Da viele ältere Menschen die Praxis besuchten, darunter auch Gehbehinderte, sei die Fußgängerzone eher ein Hindernis.

Jens Zeller von der „Wohnscheune“ vertraut auf die Entscheidung der Stadt. In Ingelheim habe man schon öfter erlebt, dass man neuen Wegen skeptisch gegenüber stehe, dann aber nach der Umsetzung viel Lob erfahren habe. Als Beispiel nennt er die Neue Mitte, die jetzt sehr gut angenommen werde. Durch fehlenden Autoverkehr falle die Sichtbarkeit für Geschäfte weg, er hoffe aber, dass dies durch Fußgänger aufgefangen werde und die älteren Käuferinnen und Käufer nicht wegblieben. (red.)

Der Oberbürgermeister zur Erweiterung der Fußgängerzone:

„Die Erweiterung der Fußgängerzone wird unsere ‚Neue Mitte‘ noch attraktiver, einladender und lebenswerter machen, davon bin ich überzeugt. Unser Ziel ist es, dass alle davon profitieren, die im Zentrum unterwegs sind - ob sie nun Anlieger, Gewerbetreibende, Ingelheimer Fußgänger*innen oder zu Besuch in unserer Stadt sind. Wir haben uns dazu entschieden, den Winter sowie Abbrucharbeiten in der Binger Straße abzuwarten, bevor wir die Fußgängerzone in ihrer erweiterten Form einweihen. Diese Zeit haben wir genutzt, um sorgfältig alle Vorbereitungen zu treffen. Nun steht der Nutzung der erweiterten Fußgängerzone nichts mehr im Wege.“

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