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Soziales • 29. Juni 2023

Prävention und Aufklärung: HIV-Sprechstunde im Gesundheitsamt

Ein heller, gerade erst bezogener Raum, in dem unterschiedlichste Informationsflyer verteilt sind. Es riecht sogar noch „neu“. Das bemerkt auch Paul K. (35), der heute zum ersten Mal zur HIV-Sprechstunde ins neue Gesundheitsamt auf dem Kisselberg kommt. „Haben Sie keine Bedenken, hier läuft alles ganz unkompliziert und anonym ab“, sagt Mareike Schickle vom Gesundheitsamt lächelnd. Paul K. möchte sich über Risiken informieren, die eine der weltweit größten Herausforderungen an die öffentliche Gesundheit darstellt: Eine HIV-Infektion. Seit Beginn der weltweiten Verbreitung von HIV haben sich Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Nach Schätzungen der WHO leben im Jahr 2020 37,7 Millionen mit dem Virus. In den 1990er Jahren gab es für die Aufklärung über HIV schon groß angelegte Kampagnen. An den Spruch „Tina, wat kosten die Kondome?“ aus der „Supermarktwerbung“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mögen sich noch manche erinnern. In den Hauptrollen propagierten damals Hella von Sinnen und Ingolf Lück: „Gib AIDS keine Chance“. Die Mission dahinter: Aufmerksamkeit auf das Thema HIV und AIDS lenken und die Akzeptanz von Kondomen als effektive Schutzmaßnahme steigern.

In Deutschland hat eine erfolgreiche HIV-Prävention durch solche Kampagnen dafür gesorgt, dass es hierzulande im internationalen Vergleich eine niedrige Infektionsrate gibt. Zudem hat sich in den letzten 40 Jahren einiges bei der Therapie der Infektion verbessert: „Wer sich in Deutschland heute mit HIV ansteckt, kann das Virus durch wirksame Medikamente im Körper so gut unterdrücken, dass die Lebenserwartung nahezu uneingeschränkt ist“, erklärt Mareike Schickle. Außerdem hat die Therapie den Effekt, dass eine sehr gut medikamentös eingestellte Person HIV nicht an andere Personen weitergeben kann. Dafür müssen die Medikamente täglich, konsequent und lebenslang eingenommen werden. Denn trotz dieses enormen Erfolges bleibt es weiterhin eine chronische Erkrankung, ohne Chance auf Heilung. Wichtig dabei: umfassende niedrigschwellige Angebote zur Prävention, Aufklärung und Testung. Und hier kommen Paul, Mareike Schickle und ihre Kollegin Sabine Klein vom Gesundheitsamt ins Spiel.

Denn obwohl während der Corona-Pandemie die Gesundheitsämter zum Synonym mit Begriffen wie Kontaktnachverfolgung und PCR-Tests avanciert sind, deckt dies nicht mal ansatzweise das Aufgabenspektrum ab. Denn schon lange vor dieser Pandemie gehörte die Verhütung der Verbreitung von Infektionskrankheiten zu den Kernaufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

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In der HIV-Sprechstunde von Mareike Schickle und Sabine Klein im Gesundheitsamt Mainz gibt es zwei Mal wöchentlich anonyme Beratungs- und Testmöglichkeiten. Dann können Menschen wie Paul vorbeikommen, um mögliche Fragen zum Thema HIV, AIDS und allgemein sexuell übertragbaren Krankheiten zu klären – diskret und unverbindlich. Liegt ein konkreter Risikokontakt vor und war dieser Kontakt vor mindestens sechs Wochen kann auch direkt ein HIV-Test durchgeführt werden. Die Wartezeit ist essentiell, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.

Das Angebot existiert seit Mitte der 1980er-Jahre und ist seitdem gut besucht. In den letzten zehn Jahren fanden im Schnitt 1200 Testungen jährlich statt. Trotz der insgesamt niedrigen Inzidenz in Deutschland konnten jährlich ein bis sieben Neuinfektionen durch diese Testungen entdeckt werden. Dies ist von großer Bedeutung, da nur durch ein frühes Erkennen einer Infektion mit entsprechenden Maßnahmen weitere Infektionen vermieden werden. Die geringe Zahl positiver Fälle ist erfreulich und spiegelt gute Präventionsarbeit wieder. Trotzdem wird bei über Tausend Testungen jährlich die auch heute noch aktuelle Relevanz eines solchen Angebots deutlich. Denn auch 40 Jahre nach Entdeckung des Virus ist der Ansatz der Prävention und die Verhinderung der Weiterverbreitung die einzige effektive Möglichkeit zur Beendung der Epidemie. Mit dem niederschwelligen Angebot zur HIV-Beratung und Testung möchte das Gesundheitsamt Mainz-Bingen seinen Beitrag leisten und ist damit eine wichtige Instanz im Kampf gegen HIV und AIDS.

Infokasten 1: Rahmendaten zur HIV-Sprechstunde

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Die HIV-Sprechstunde findet mittwochs von 13 bis 15 Uhr mit vorheriger Terminvereinbarung statt. Kontakt ist Mareike Schickle, erreichbar über schickle.mareike@mainz-bingen.de oder 06131/69 3334 238. Donnerstags findet von 16 bis 18 Uhr eine offene Sprechstunde ohne Termin statt. Ort für beide ist das Gesundheitsamt Mainz-Bingen, Isaac-Fulda-Allee 2d in 55124 Mainz.

Infokasten 2: Wo liegt der Unterschied zwischen HIV und AIDS?

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HIV ist das Virus, welches das Immunsystem schwächen kann. AIDS steht für Acquired Immunodefi-ciency Syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom und ist die Spätfolge einer Infektion mit HIV, wenn keine Therapie erfolgt. Denn HIV ist auch 40 Jahre nach der Entdeckung nicht heilbar. Aber es ist gut behandelbar, sodass eine Person in Deutschland nicht mehr an AIDS erkranken muss.

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