Schreiben als Therapie
In der Psychotherapie ist es ein bewährtes Mittel, um Klarheit über bestimmte Situationen zu erhalten. Schreibe etwas auf, und du klärst Prozesse, strukturierst Abläufe und das „Kopfkino“ hört auf, sich im Kreis zu drehen. Auch bei bestimmten Krankheiten helfen Aktivitäten wie Schreiben, Malen oder andere künstlerische Betätigungen. Die kolumbianische Künstlerin Frida Kahlo war nach einem Unfall lange ans Bett gefesselt und begann von dort aus ihre Karriere als Malerin. Ähnlich sah es bei Ellen Ertelt, einer gebürtigen Ingelheimerin, aus. Die heute 45-Jährige litt in ihrer Jugend an einem Virusinfekt, der zu einer chronischen Krankheit führte. Während ihres Studiums fällt sie immer wieder durch Infekte, Migräne und Schmerzen aus. Das setzt sich auch während ihrer Berufstätigkeit bei einer PR-Agentur fort. Schließlich entschließt sie sich, eine Stelle als Bibliothekarin anzunehmen, in der Hoffnung, dass die etwas ruhigere berufliche Situation ihr Entlastung bringen würde. Doch die gesundheitlichen Probleme bleiben und verschlechtern sich so sehr, dass sie mit 40 früh verrentet wird.
Die Ursachen ihrer Beschwerden bleiben lange im Dunkeln. Erst durch die Corona Pandemie und die Ähnlichkeit zu Long Covid wird klar, dass sie an der myalgischen Enzephalomyelitis – einem chronischen Fatigue Syndrom leidet. Von da an muss sie Anstrengungen vermeiden, da diese zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes führen. Viel Ruhe, ein strukturierter Tagesablauf, keine physischen oder psychischen Belastungen sind von da an vorgegeben.
Doch Ellen Ertelt sucht nach einer sinnvollen Beschäftigung für die Phasen am Tag, in denen es ihr verhältnismäßig gut geht und sie auch vom Bett aus tätig sein kann. Im Herbst 2016 entdeckt sie dann das Schreiben für sich. Aus Alltagssituationen in ihrer neuen Heimat Heidelberg entwickelt sie einen Romanstoff, an dem sie über drei Jahre schreibt.
Schreiberfahrung hat sie bis dato noch nicht und ist daher auch nicht überrascht, dass sie – ausgelöst durch Corona – von den Verlagen keine verbindlichen Zusagen erhält. Doch im Jahre 2021 kommt der Piper Verlag auf sie zu und möchte ihr Buch aufnehmen. „Leih mir dein Herz für immer“ – so der Titel ihres Buches – ist jetzt druckfertig und Ellen Ertelt ist glücklich, ihr Erstlingswerk in Händen zu halten.
Wer auf die Website des Piper Verlages unter „Ellen Ertelt“ nachschaut, findet dort auch Termine für ihre Lesungen. Doch auch hier muss sie maßvoll mit ihrer Belastungssituation umgehen. Die Lesung für Ingelheim im Oktober musste daher gestrichen werden. Ellen Ertelt hofft, den Termin im nächsten Jahr nachholen zu können.
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