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Lokal • 20. Mai 2025

Was machen eigentlich Landfrauen?

Wer nicht aus einem familiären Umfeld kommt, das etwas mit Landwirtschaft zu tun hat, hat oft falsche Vorstellungen von „Landfrauen“. Nein – sie sind mitnichten eine „Klatsch- und Tratschrunde“, bei der bloß Koch-und Backrezepte ausgetauscht werden. Im Deutschen LandFrauen- verband (so die korrekte Schreibweise des dlv) sind 450.000 Frauen in 12.000 Ortsverbänden organisiert. Auf der Homepage des dlv wird ersicht- lich, welche Ziele die Mitglieder verfolgen: „Gemeinschaft erleben“, „Wissen bewahren und weitergeben“, „Dran bleiben: Lernen ein Leben lang“.

Ein konkretes Beispiel für die Umsetzung dieser Ziele gaben jetzt 50 rheinhessische Landfrauen (und einige Landmänner), die sich - angeregt durch eine „Ostfriesische Teezeremonie“ im letzten Jahr - aufmachten, um nun Ostfriesland und seine Eigenheiten zu erkunden. Dass man im „Land hinterm Deich“ sich zu jeder Tageszeit mit „Moin“ begrüßt, wurde schnell verinnerlicht. Auch dass beim Frühstücksbüffet im Hotel statt des obligatorischen Räucherlachs, Matjesfilets auf die Gäste warteten. Und selbst passionierte Kaffeetrinker konnten der Alternative Tee etwas abge- winnen. Vor allem, wenn sie vom Personal noch einmal in die fachgerechte Handhabung von Kluntjes und Sahne eingewiesen wurden – um ihren Tee auf Ostfriesen-Art zu genießen.

In Greetsiel erfuhren sie, wie der Klimawandel die Küstenfischerei beein- flusst. Und wenn die Kühlkette bei den Nordseekrabben nur dadurch auf- rechterhalten werden kann, dass der Fang vom Krabbenkutter direkt in einen Kühllaster wandert, um dann in Marokko „gepuhlt“ zu werden, dann wird das auch von einer Vertreterin des NABU akzeptiert. Und eben eine solche hatte die Reisegruppe bei der Führung „Die Greetsieler Fischer und ihr Fang“ als Fachfrau vor Ort.

Aufschlussreich war auch der Besuch in einem Freilichtmuseum, das die Geschichte des Torfabbaus in der Region anschaulich thematisiert. In der alten Dorfschule konnten die Gäste dann in den engen Schulbänken den Ausführungen des Lehrers lauschen, der dort noch selbst als Schüler gesessen hatte. Die bedrückenden Lebensverhältnisse der Menschen, die das von Mooren geprägte Land urbar gemacht hatten, wurden hier und an anderen Orten des Besuchsprogramms nachvollziehbar.

Das Programm machte aber auch anhand exemplarischer Kirchen die religiösen Spannungen deutlich, die Ostfriesland nach der Reformation be- herrschten. Noch heute treten sich Lutheraner und Reformierte längst nicht überall im Sinn gelebte Ökumene gegenüber. Und noch ein weiteres Spannungsfeld hatte das Programm bewusst nicht ausgespart – nämlich das zwischen dem Wirtschaftsfaktor Tourismus und den berechtigten Interessen der Einheimischen (so z.B. an bezahlbarem Wohnraum).

Dieser Beitrag kann natürlich nur einige Aspekte des Aufenthalts der Reisegruppe streifen. Aber er sollte der Leserschaft vor Augen führen, wie Landfrauen eine solche Exkursion mit Inhalten füllen, die weit über ein simples touristisches Erleben hinausgehen. Er soll auch dazu anregen, mit der örtlichen Landfrauengruppe Kontakt aufzunehmen und mehr über deren Aktivitäten zu erfahren – z.B. unter Landfrauen.Ingelheim@gmx.de.

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