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Schule • 18. November 2025

Netzwerktreffen der Jugendberufsagentur zu schulverweigerndem Verhalten

Schulverweigerndes Verhalten bei Jugendlichen gemeinsam verstehen und handeln: Darum drehte sich alles beim Netzwerktreffen der Jugendberufsagentur Mainz-Bingen im Ingelheimer Kreistagssaal. Dabei kamen Fachkräfte aus dem Mainz-Binger Jugendamt, dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit zusammen, um sich über Ursachen und Unterstützungsansätze auszutauschen. Ziel war es, Schnittstellen zu identifizieren und gemeinsame Strategien zu entwickeln, um junge Menschen besser zu erreichen und nachhaltig zu stärken.

Ein Ansatz dabei: Klare Kommunikation, verlässliche Beziehungen und flexible Unterstützungsangebote helfen dabei, dass junge Menschen einen schnellen Weg zurück in die Schule und damit neue Perspektiven finden. Dabei sieht sich die Jugendberufsagentur als Bindeglied zwischen Schule, Jugendhilfe und Arbeitsförderung und will künftig noch stärker auf gemeinsam abgestimmte Angebote und regionale Handlungsempfehlungen setzen.

Zu den Ursachen von schulverweigerndem Verhalten machte Referentin und Bildungsexpertin Lisa Graf in ihrem Impulsvortrag deutlich, dass dieses oft durch tieferliegende soziale und familiäre Belastungen begründet ist. Sie betonte, dass die Situation im Elternhaus maßgeblich den Bildungsweg eines Kindes beeinflusst. Als zentrale Antwort auf diese Herausforderungen stellte sie die Bedeutung von Beziehungsarbeit heraus: Nur, wenn junge Menschen sich gesehen und ernst genommen fühlen, kann eine tragfähige Verbindung entstehen, die schulisches Lernen überhaupt erst ermöglicht. Als Erfolgsgeschichte griff Lisa Graf in ihrem Beitrag exemplarisch die Berliner Rütli-Schule auf, die sich vom Problemfall zur Vorzeigeschule wandelte – nicht zuletzt durch intensive Stadtteilarbeit, ein diverses Kollegium und externe Beratung. Ihre Ausführungen zeigten, dass strukturelle Veränderungen möglich sind, wenn Schulen und soziale Institutionen gemeinsam Verantwortung übernehmen.

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Darüber hinaus tauschten sich die Teilnehmenden auch über ihre direkten Erfahrungen aus der Praxis aus. Konsens herrschte darüber, dass schulverweigerndes Verhalten kein individuelles Versagen ist, sondern Ausdruck komplexer sozialer Herausforderungen. „Schulverweigerung ist kein neues Phänomen, kein Ausdruck von Faulheit – sondern ein Hilferuf. Deshalb ist es unser aller Auftrag, Vertrauen aufzubauen und den Schülerinnen und Schülern eine Chance zu geben“, betonte auch die Kreisbeigeordnete Almut Schultheiß-Lehn vor Ort. Daher gilt: Nur durch eine systemische Perspektive, wertschätzende Haltung und eine kooperative Netzwerkarbeit können junge Menschen neue Perspektiven erhalten und Teilhabe erfahren.

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