Alles Carl? - Alles Karl!
Fulminantes Theaterstück über zwei Welten in der Aula Regia in Ingelheim
Besser hätte es nicht sein können: Das Wetter war perfekt und die ausverkaufte Aula Regia des Palastes Karls des Großen stellte die ideale Kulisse für zweimal 60 Minuten Theater dar. Matthias Becker, Geschäftsführer der Ikum (Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH) begrüßte die Gäste mit den Worten, dass die Aula Regia eine der schönsten Orte sei, um Menschen und Kultur zusammenzubringen. Die zahlreichen Proben der vergangenen Monate – aus Künstlern des ZEITGEIST Ensembles und DarstellerInnen aus Ingelheim und der Region – kulminierten in der Aufführung an zwei Abenden.
Als die Glocken der benachbarten Saalkirche 20 Uhr schlugen, startete das monumentale Werk, das den Nackenheimer Schriftsteller Carl Zuckmayer und den Frankenkönig Karl den Großen in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Doch wie kann man über 1.000 Jahre deutsche Geschichte überbrücken? Zuckmayer gespielt von Christoph Maasch lässt seine Freunde Szenen aus seinem Leben darstellen, er selbst überzeugt spielerisch durch Authentizität bis hin zum rheinhessischen Dialekt. Und Karl der Große gespielt von Dennis Johnson, ruft eine Laienspielschar zur Hilfe, die sein Leben portraitiert. Für die Zuschauer öffnet sich damit ein Tor in die Vergangenheit – die sich sehr unterschiedlich darstellt, aber überraschenderweise auch Gemeinsamkeiten aufweist.
Das Leben Karls des Großen ist facettenreich. Einhard Biograf Karls des Großen, gespielt von Reinhard Dietzen, präsentiert Stationen des Herrscherlebens. Dazu gehören seine vielen Frauen genauso wie seine politische Vision. Ein Glaube, ein Recht und ewiger Frieden soll das große Frankenreich einen. Die Hofgesellschaft Karls des Großen und der enorme Bedarf an Essen und Trinken sind ein Thema „jeden Abend ist Gelage und danach liegt alles im Sulver“. Einer der Höhepunkte des Abends ist die fast schon Musical ähnliche Präsentation des Herrschers als er singt „bau ein Schloss wie ein Traum“ und damit auf die prachtvolle Kaiserpfalz anspielt, die er in Ingelheim hat errichten lassen.
Carl Zuckmayer versucht mit seinen Werken – genau wie Karl der Große – die Welt besser zu machen. Während des Theaterstücks erfahren die Zuschauer viel über die Nackenheimer Zeit Zuckmayers, die Kapselfabrik, den Umgang mit den Arbeitern und seinen größten literarischen Erfolg „Der fröhliche Weinberg“. Doch die Zeit der Nationalsozialisten bringt für ihn und seine Familie Ausbürgerung und Enteignung. Er emigriert nach Zürich, wo ihn ein Visum in die USA erwartet. Mit den Worten „Wir bleiben Europäer“ weigert er sich zunächst Europa zu verlassen, was dann später zu einer komplizierten Flucht über Kuba führt. In den USA beschließt es Bauer zu werden.
Mit viel Gespür für geschichtliche Details – auch Dank der historischen Beratung durch das Museum bei der Kaiserpfalz – ist die Begegnung von zwei sehr unterschiedlichen Welten gelungen. Den SchauspielerInnen – einige davon Laien – ist die Quadratur des Kreises gelungen. Das Publikum honorierte mit viel Applaus.
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