Stolpersteine setzen Zeichen
Am Jahrestag der Reichsprogromnacht, 9. November 1938, erinnert man sich wieder der Steine, die auch in Ingelheim als sogenannte Stolpersteine in Bürgersteigen der Stadt zu sehen sind. Die Messingplatten werden in Handarbeit hergestellt und mit kurzen Texten versehen. Sie erinnern an zumeist jüdische Opfer, die durch die Nationalsozialisten zu Tode kamen. Die Beschriftung beinhaltet den Namen des Opfers, sein Geburtsjahr, häufig mit Deportationsjahr und Todesort.
Stolpersteine stehen im Gegensatz zu zentralen Gedenkstätten. Sie individualisieren das Gedenken, da konkret einzelnen Menschen gedacht wird. Gunter Demnig ist der Vater der Idee. Er verlegt die Steine an dem letzten vom Opfer frei gewählten Wohnort. Eine behördliche Genehmigung ist erforderlich. In Ingelheim gibt es 36 Stolpersteine. Da die Messingplatten jedem Wetter ausgesetzt sind, müssen sie geputzt und gesäubert werden. Dies geschieht in der Regel durch Schülergruppen oder sogenannte Paten.
Stolpersteine sind mittlerweile seit ihrem Start im Jahre 1992 in 30 weiteren Ländern zu finden. Am 26. Mai 2023 verlegte Demnig in Nürnberg den 100.000. Stolperstein.
Viele der Menschen, deren Erinnerung mit Hilfe der kleinen Gedenktafeln wachgehalten wird, wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben. Die Passanten „stolpern“ quasi gedanklich über die niveaugleich in das Pflaster eingelassenen Steine, werden zum Innehalten und Nachdenken angeregt. „Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen“, so Demnig. Die Gefangenen der Konzentrationslager wurden in der NS-Zeit zu Nummern herabgewürdigt, durch die Stolpersteine erhalten sie ihre Namen und damit ihre Würde zurück.
In Zeiten, in denen der Antisemitismus wieder laut zu vernehmen ist, ist es umso wichtiger, an die Geschichte zu erinnern. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde sind keine Selbstläufer und müssen immer wieder in das Bewusstsein eindringen und in aktives Handeln münden. Die Stolpersteine leisten dazu ihren Beitrag und mahnen die Lebenden.
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