Gelungene Integration
Wir alle haben uns schon mehr oder weniger daran gewöhnt: in der Ukraine tobt der von Russland ausgelöste Krieg und im Stadtbild von Ingelheim sieht man oft ukrainische Frauen mit ihren Kindern. Was man nicht sieht, ist, welche Schicksale die einzelnen Menschen durchlaufen und wie sie ihr Leben in die Hand nehmen.
Die Hilfsbereitschaft von vielen Ehrenamtlichen ist groß und auch Unternehmen bemühen sich, den Frauen eine Perspektive aufzuzeigen. Viele der Ukrainerinnen haben in ihrem Heimatland eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen, das oftmals hier in Deutschland nicht anerkannt wird. Ein Problem, das die Politik lösen muss.
Ein weiteres Problem sind die Sprachkenntnisse. Wer in der Ukraine aufgewachsen ist, lernt ab der 1. Klasse eine Fremdsprache. Als erste Sprache wird vor allem Englisch angeboten, manchmal Deutsch, selten Französisch, Polnisch oder Tschechisch. Gleichzeitig werden die lateinischen Schriftzeichen erlernt. Nach der 9. Klasse macht man eine Abschlussprüfung und kann dann eine Berufsausbildung beginnen. Die 10. und 11. Klasse bereitet auf ein externes Zentralabitur vor, die den Hochschulzugang ermöglicht. Seit 2015 gibt es die sogenannte OPTIMA SCHOOL, eine staatlich anerkannte Privatschule, die Online-Unterricht anbietet und alle Klassenstufen und Fächer abdeckt. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges ist der Zugang für alle Schülerinnen und Schüler kostenlos – auch für Geflüchtete im Ausland.
Wichtig ist deshalb für alle Ukrainerinnen in Deutschland, die deutsche Sprache zu erlernen. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Das wissen auch deutsche Arbeitgeber, die im günstigsten Fall die Arbeitszeit der Ukrainerinnen so gestalten, dass flexibel der Besuch eines Sprachkurses möglich ist.
Um jedoch einen Arbeitsplatz zu erhalten, ist auf beiden Seiten – Arbeitgeber und Arbeitsuchende – Flexibilität und ein starker Wille von Nöten. Bei Boehringer Ingelheim haben jetzt vier Frauen einen Arbeitsplatz gefunden. Zwei Damen arbeiten im Mitarbeiterrestaurant und sind für Pasta verantwortlich. Eine andere Dame macht derzeit eine Ausbildung zur Pharmakantin, eine weitere absolviert eine Lehre als Kauffrau für Büromanagement. Was alle eint, ist der Wunsch ihre Kinder in Sicherheit zu wissen und mit dem verdienten Geld etwas persönliche Freiheit zu haben. Zudem lenke die Arbeit die Gedanken weg vom Leid in der Heimat.
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