Gedanken rund um den Winter
Als heute Morgen der erste Schnee fiel, dachte ich an die guten und schlechten Seiten des Winters.
Viele Menschen sind verzaubert, wenn sie eine Winterlandschaft sehen. Der Schnee dämpft die Geräusche und deckt über alles sein weißes Tuch. Es scheint, als ob die Natur sich zum Schlafen zurückgezogen habe und den Winterschlaf genieße. Auch manche Tiere überwintern, indem sie sich in ihrem dicken Winterfell zum schlafen legen.
Wir Menschen können das nicht, wir müssen dem Winter trotzen und unser Überleben sichern. Das geht heute leichter als in früheren Zeiten. Meine Großeltern lebten auf dem Land, Zentralheizung und Kanalisation gab es in den 1950er und 60er Jahren dort noch nicht. Nur ein einziger Raum war beheizt, alle anderen Zimmer eiskalt. Damit es im Bett nicht allzu kalt war, nutzten meine Großeltern eine Wärmflasche. Auch das Wasser war eiskalt – warmes Wasser gab es nicht. Die Toilette – genannt Plumsklo - war im Hof. Die Wohnung meiner Eltern wurde mit Kohlen beheizt. Das bedeutete, dass mein Vater jeden morgen im Keller die Kohlen hinauf schleppen musste, damit wir es angenehm warm hatten. Diejenigen, die sich noch an die unmittelbare Nachkriegszeit erinnern, wissen, dass der Winter 1946/47 zu den härtesten Wintern überhaupt gehörte. Viele, die den Krieg überlebt hatten, starben an Unterkühlung. Städte und damit die Wohnungen waren noch nicht wieder aufgebaut. Zu der Lebensmittelkrise, die schon 1946 begonnen hatte, kam jetzt noch der Hungerwinter. Eine Kältewelle brach über Europa herein, die auch das öffentliche Leben stark beeinträchtigte. In Deutschland starben nach Schätzungen mehrere hunderttausend Menschen an Kälte und Hunger. Am Ende des Krieges kam es im Winter 1944/45 zur großen Flucht aus Ostpreußen, hunderttausende fliehen bei Eis und Schnee vor der heranrückenden Roten Armee. Der Winter in Ostpreußen ist bitterkalt – bis zu minus 25 Grad. Vorwiegend Alte, Frauen und Kinder machen sich größtenteils zu Fuß mit einem Pferdewagen bei klirrender Kälte auf den endlosen Marsch nach Westen. Die Schwachen und viele Kinder erfrieren und bleiben am Straßenrand liegen.
Auch Machthaber haben die Gewalt des Winters oft unterschätzt. Das galt für Napoleon genauso wie für Hitler.
Die Machthaber des Mittelalters waren da offenbar schlauer. Karl der Große, der auch in Ingelheim eine Kaiserpfalz bauen ließ, blieb in den Wintermonaten einfach in seinen Pfalzen. In dieser Zeit ging das mittelalterliche Leben einen ruhigen Gang. Kriege und Kämpfe gab es im Winter nicht, die Wälder waren undurchdringlich und die wenigen Wege aufgeweicht. Man wartete geduldig das Frühjahr ab und dann ging es wieder auf Reisen oder in die Schlacht.
Zurück zur Gegenwart: Auch wir sind nicht autark – Heizmittel wie Öl und Gas sind nur begrenzt vorhanden, der Kohlebergbau gehört so gut wie der Vergangenheit an, Kernenergie ist politisch nicht gewollt, die Wärmepumpe funktioniert mit erneuerbaren Energien, die unseren Bedarf nicht decken können. Für manche Menschen sind die Stromkosten unbezahlbar geworden, so dass ihnen der Strom abgestellt wurde. Im Internet finden sich zahlreiche Ratgeber, wie man im Winter richtig heizen sollte und dabei noch Kosten spart.
Fazit: Auch heute noch ist der Winter eine Herausforderung für uns Menschen, selbst wenn wir dies nicht so wahrnehmen wie Generationen vor uns.







Auch interessant

Jazz, Rhein & Wein mit über 20 Acts auf 4 Bühnen - Der Vorverkauf läuft Ein einzigartiger Mix aus Jazz, Funk, Soul & Pop erwartet die Gäste bei der 26. Edition des Internationalen Jazzfestival...