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Nahrhaft • 6. September 2019

Zöliakie - was ist das eigentlich?

Zöliakie – was ist das eigentlich?
Vor zwanzig Jahren hätten nur wenige Menschen überhaupt etwas mit dem Begriff Gluten anfangen können. Heute ist der Stoff in aller Munde, denn immer mehr Menschen haben Probleme mit der Verdauung, wenn sie glutenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen. Möglicherweise leiden sie an Zöliakie, einer Glutenunverträglichkeit. Davon betroffen sind in Deutschland rund 800.000 Menschen, also rund ein Prozent der Bevölkerung. Trotzdem meiden einer Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge etwa neun Prozent der Menschen Gluten – weit mehr also, als tatsächlich von einer Unverträglichkeit betroffen sind.

Gluten steckt vor allem in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel und Hafer. Es versteckt sich aber auch in vielen verarbeiteten Produkten. Das im Mehlkörper des Getreidekorns sitzende Klebereiweiß sorgt dafür, dass aus Wasser und Mehl ein elastischer Teig entsteht, der gut gebacken werden kann. Ohne Gluten würde der Teig im Ofen hart werden oder einfach auseinanderfallen.

Symptome und Diagnose: Zöliakie weist zwar auch Merkmale einer Allergie auf, dennoch handelt es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung. Sie führt dazu, dass schon Spuren des Klebereiweißes eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut bzw. der Dünndarmzotten auslösen. Die Darmzotten sind für die Nährstoffaufnahme zuständig. Entzünden sie sich, wird die Aufnahme von Nährstoffen durch den Dünndarm reduziert. Neben typischen Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall kann es daher auch zu Mangelerscheinungen kommen, etwa Eisenmangel, Blutarmut, Osteoporose, Schlaflosigkeit, Müdigkeit oder Depressionen. Zöliakie hat vermutlich überwiegend genetische Ursachen. Allerdings gibt es noch viele offene Fragen, da offenbar auch das Immunsystem, Infektionen oder Umweltfaktoren die Krankheit beeinflussen können. Bislang sind noch nicht alle Zusammenhänge vollständig geklärt. Eine Zöliakie kann durch Antikörper im Blut oder eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm sicher diagnostiziert werden. Wenn Kinder Symptome wie Unzufriedenheit, Weinerlichkeit, stagnierendes Wachstum oder eine plötzliche, allgemeine Wesensveränderung aufweisen, kann womöglich eine Zöliakie dahinter stecken.

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Wie umgehen mit der Diagnose Zöliakie? Mit Medikamenten kann Zöliakie bislang nicht behandelt werden. Wenn die Autoimmunerkrankung diagnostiziert wurde, hilft deshalb nur der lebenslange Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel. Erst wenn sich die Dünndarm-Schleimhaut regenerieren kann, ist die normale Aufnahme von Nährstoffen wieder möglich. Meistens dauert es nur wenige Wochen, bis nach der Umstellung der Ernährung Besserung eintritt und die Krankheitssymptome allmählich zurückgehen. Allerdings reichen schon kleinste Mengen an Gluten aus, um erneute Beschwerden hervorzurufen. Da außer Backwaren wie Brot, Kuchen oder Pizza auch industriell hergestellte Lebensmittel Gluten enthalten können, müssen seit 2005 alle verpackten glutenhaltigen Produkte entsprechend gekennzeichnet sein. Eine Auswahl glutenfreier Produkte und viele weitere Informationen bietet die Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V. an. Von Zöliakie zu unterscheiden sind sowohl die Weizenallergie als auch die so genannte Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität. Lesen Sie dazu mehr im nächsten Ingelheimer Marktplatz.

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