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Kultur • 12. Mai 2023

Erfolgsautorin Marie Lacrosse liest im Winzerkeller aus ihrem neusten Buch KaDeWe Haus der Träume

Es war viel mehr als nur eine Lesung aus einem Buch – es war ein spannender Parcours durch deutsche Geschichte – von der Gründung des Kaufhauses des Westens in Berlin im Jahre 1907 bis zu seinem Verkauf 1926.

Zusammen mit der Buchhandlung Wagner hatte die Ikum (Ingelheimer Kultur und Marketing GmbH) zu diesem Event eingeladen und viele Interessierte waren dieser Einladung gefolgt. Bereits schon zwei Mal hatte Marie Lacrosse in Ingelheim gelesen – der Winzerkeller war jedoch für sie eine neue und interessante Erfahrung.

Als gelernte Psychologin arbeitete Marie Lacrosse zehn Jahre in Trier als Klinikpsychologin und startete dann langsam als Hobbyautorin eine grandiose Karriere. Heute kann sie sich ihren Traum als erfolgreiche full time Schriftstellerin erfüllen.

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Mit ihrem Buch „KaDeWe. Haus der Träume“ wählt Lacrosse eine historische Stätte in Berlin und konzentriert sich auf die Gründungsphase um Adolf Jandorf, der 1907 das KaDeWe gründete. In ihrem zweiten Band „KaDeWe, Haus der Wünsche“, der am 14. Juni 2023 erscheinen wird, liegt der Schwerpunkt auf dem Besitzer Hermann Tietz, der das Haus bis zur Enteignung im Jahre 1934 führte.

Der zeitgeschichtliche Hintergrund der Bücher ist eine Reise durch die deutsche Geschichte von der Vorkriegsphase, über den 1. Weltkrieg, zur Gründung der Weimarer Republik, über die Jahre der Inflation bis hin zu den Roaring Twenties und dem Sündenbabel Berlin. 1926 verkauft der Jude Adolf Jandorf das Kaufhaus – vielleicht weil er die Radikalisierung gegen die Juden im sich entwickelnden Nationalsozialismus erkannte. Die tatsächlichen Gründe sind bis heute unbekannt.

Die weiblichen Hauptfiguren des Buches stammen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Judith Bergmann, aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie, besucht die Soziale Frauenschule von Dr. Alice Solomon. Ihr Praktikum macht sie im Scheunenviertel, einem der ärmsten Viertel von Berlin und lernt dort die Armut und das Elend der Menschen kennen. Sie macht einen Studienabschluss als Sozialwissenschaftlerin und emanzipiert sich im sozialen Bereich.

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Rieke Krause stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Der Vater ist Trinker, die Mutter unterhält durch ihre Arbeit als Putzfrau im KaDeWe die Familie, die in der berüchtigten Mietskaserne Meyers Hof im Wedding wohnt. Rieke arbeitet sich im KaDeWe hoch – von einem Kassenmädchen zur Aufsichtsdame, die höchst mögliche Position für eine Frau. Als sich die beiden Mädchen im Alter von 10 Jahren zum ersten Mal im KaDeWe anlässlich des Besuches des Königs von Siam begegnen, beginnt eine Freundschaft, die gegensätzlicher nicht sein könnte.

Und wer war Adolf Jandorf, der Gründer des KaDeWe? Er wurde 1870 als zweites von sieben Kindern auf einem Bauernhof in Hengstfeld in Württemberg geboren. Er macht eine kaufmännische Lehre und geht mit 20 Jahren in die USA. Dort arbeitet er ein Jahr lang als Verkäufer und lernt die englische Sprache perfekt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitet er für die Firma Emden in Bremerhaven um dann 1892 eine Filiale in Berlin – illegalerweise unter seinem Namen – zu eröffnen. Er erwirbt vier weitere Warenhäuser um dann 1907 das KaDeWe zu eröffnen. Die erste Berliner U-Bahn führt direkt zum Wittenbergplatz und genau dort ist der Standort des KaDeWe. Das luxeriös eingerichtete Warenhaus wird zum Aushängeschild Berlins, zu einem waren „Luxustempel“.

In ihrem Buch geht Lacrosse auch dezidiert auf die Rolle der Frau ein. Als 1919 das Frauenwahlrecht eingeführt wird, werden die Erfahrungen von Judith Bergmann ausführlich geschildert. Frauen gehören an den Herd und sind für die Kinder zuständig – so die gängige männliche Meinung. Und jemand meint „Das Frauenwahlrecht kommt einem nationalen Selbstmord gleich“. Auch Rieke Krause muss an ihrem Arbeitsplatz erleben, dass männliche Dominanz zu sexuellem Missbrauch führen kann. Für sie hat die gewaltsame Unterdrückung jedoch ein gutes Ende.

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Am Ende der Lesung erwartet Marie Lacrosse viel Applaus. Ihre Bücher sind lesenswert – was die Autorin dieses Artikels bestätigen kann, denn sie hat alle gelesen.

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