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Gemüse & Obstfibel • 23. März 2018

Der Apfel, nicht nur irgendeine Obstsorte

19 Kilogramm. So viele Äpfel isst jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr. Damit ist und bleibt der Apfel unangefochten unser Lieblingsobst, allen neuartigen exotischen Früchten zum Trotz, die ihren Weg aus den Tropen in die Supermärkte finden. Aber Apfel ist nicht gleich Apfel, in den letzten Jahren vollzieht sich ein Wandel, der zu Lasten alter Sorten geht und auch die Gesundheit beeinflusst.

Der Kulturapfel (Malus domestica) gehört botanisch zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und entstand aus einer Kreuzung von Holzapfel und Zwergapfel. Seine ursprüngliche Heimat liegt vielleicht in Südwestchina, womöglich auch im Kaukasus oder in den Steppen östlich des Schwarzen Meeres. So genau lässt sich das heute nicht mehr feststellen, denn der Apfel zählt zu den frühesten Begleitern der Menschheit. Sicher ist nur, dass die ersten Kultursorten in Persien gezüchtet wurden.

20.000 Apfelsorten

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Auf alten Handelswegen fanden Äpfel ihren Weg nach Westeuropa. Die älteste schriftlich überlieferte Quelle, in der eine Sorte namentlich genannt wird, reicht zurück in das Hochmittelalter: Bereits im Jahr 1170 verzeichnen Zisterzienser-Mönche den Borsdorfer Apfel, der damit als früheste dokumentierte Sorte gelten kann. Aus dieser einen Sorte wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unglaubliche 20.000 Apfelsorten. Allein im Preußischen Reich zählte man um 1880 rund 2.300 verschiedene Äpfel. Der Obstbau wurde damals politisch gezielt gefördert. So genannte Pomologenvereine widmeten sich der Züchtung immer neuer regionaler Sorten und dokumentierten ihre Vielfalt.

In Supermärkten ist von diesem einstigen Reichtum heute kaum etwas geblieben. Obwohl es in Deutschland noch immer 1500 Sorten gibt, spielen sie wirtschaftlich praktisch keine Rolle. Selbst bei Direktvermarktern und im Gartenhandel sind nur noch etwa 30 bis 40 Apfelsorten erhältlich. Im Supermarkt finden sich in Regel kaum mehr als eine Handvoll global gehandelter Äpfel. Man muss von Glück reden, dass es noch Vereine gibt, die sich um den Erhalt alter, industriell nicht mehr relevanter Sorten kümmern und dieses großartige Kulturerbe bewahren.

Apfel ist nicht gleich Apfel

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Das weltweit bekannte englische Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“ (Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern) unterstreicht den gesundheitlichen Nutzen des Apfels. Tatsächlich liefern Äpfel zahlreiche wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium. Auch der Vitamin-C-Gehalt spielt eine Rolle. Allerdings gilt auch hier: Apfel ist nicht gleich Apfel. Gerade bei neuartigen Clubsorten wie der Pink Lady, die nur in Lizenz verkauft werden dürfen, scheinen die inneren Qualitäten verloren zu gehen.

Alte Sorten sind gesünder

Schlimmer noch: Medizinische Studien zeigen, dass Apfel-Allergiker (bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland) vor allem beim Verzehr von Supermarkt-Äpfeln Symptome zeigen. Alte Sorten hingegen enthalten nachweislich mehr Polyphenole – Stoffe, die vor Allergien schützen, die Abwehrkräfte stärken und gegen chronische Leiden wie Rheuma helfen sollen.

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Es lohnt sich also doppelt, statt eines 08/15-Supermarktapfels auf die Suche nach alten Sorten zu gehen: Sie schmecken in der Regel besser und sind sehr wahrscheinlich auch gesünder. Und man findet sie noch auf Wochen- oder Bauernmärkten, im Bioladen oder direkt auf dem Ökohof, der noch Streuobstwiesen besitzt. Dann gibt es vielleicht statt des ewig gleichen „Granny Smith“ mal einen „Geflammten Kardinal“ oder einen „Danziger Kantapfel“.

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