Gemeinschaftsbacken bei der MÜTZE in Ingelheim
Ein Backhaus stand früher in fast jedem Ort, wegen der Brandgefahr in der Regel etwas abseits. Der Brotteig wurde zu Hause vorbereitet und dann zum Backhaus getragen, wo der Backvorgang stattfand. Eher seltener wurde auch Kuchen gebacken.
Die Geschichte des Backhauses geht wahrscheinlich auf das 14. Jahrhundert zurück. In ländlichen Regionen gab es Backhäuser bis in die 1960er Jahre. Heute finden Backtage oftmals zu besonderen Ereignissen in Freilichtmuseen oder in noch funktionstüchtigen Backhäusern statt. Damals gab es einmal in der Woche einen Backtag. Backen war Frauensache und so traf man sich zu einem festen Zeitpunkt am Backhaus, wartete bis man an der Reihe und das Brot fertig war. Die Zwischenzeit nutzte man um Neuigkeiten auszutauschen, so dass das Brotbacken auch ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis war. Genau diese Idee hatten auch die Mitglieder der Ingelheimer MÜTZE, die in Süddeutschland einen neuen Holzbackofen erworben haben. Der Backofen steht auf dem Gelände der MÜTZE in der Bahnhofstraße und wird zurzeit einmal in der Woche genutzt. Jeden Mittwoch treffen sich Interessierte zum Brotbacken ab ca. 18.00 Uhr. Der Ofen wird ab 15.00 Uhr mit Holz hochgeheizt, so dass man ab 18.00 Uhr mit dem Bestücken beginnen kann. Acht Brote mit je 1,5 Kilogramm fasst ein Backvorgang. Für das Einfeuern benötigt man kleine Holzstücke, die locker aufgeschichtet werden. Wegen der Rauchentwicklung wird von oben angezündet. Danach erfolgt das Ausräumen der Asche – idealerweise in eine dafür vorgesehene Ascheschublade. Mit einem Messingbesen werden die Reste ausgekehrt. Dann wird bei ca. 300 Grad das Brot „eingeschossen“.
Der Vorteil des Backens im Holzbackofen ist offensichtlich: Bei der hohen Temperatur wird das Brot einfach besser und hat eine knusprigen Kruste. Während des Backvorganges gibt es reichlich Zeit, sich fachlich über Brotbacken auszutauschen. Rezepte gibt es viele und jeder hat seine eigenen Geheimtipps. Dieser Austausch ist den Veranstaltern der MÜTZE genauso wichtig, wie das Backen selbst. Zum einen steht der Wert des Brotes als besonderes Lebensmittel im Vordergrund, zum anderen ist das Treffen in der Gruppe von Bedeutung. „In einer Welt, in der alles individueller wird, ist die Pflege der Gemeinschaft von besonderem Wert“, so Vertreter der MÜTZE.
Da das Angebot sehr gut angenommen wird, plant man einen weiteren Brotback-Abend. Der Termin steht allerdings noch nicht fest.
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